Love-Parade, Sünde und die Strafe Gottes
KLARTEXT: Bischof Andreas Laun über die Strafe Gottes: Wenn Gott "straft", tut
er dies mit der Absicht, den Menschen zurückzuholen, Gott straft aus Liebe!
Salzburg (kath.net)
Kein Mensch kann ohne Erschütterung von dem Unglück in Duisburg hören und ohne
Mitleid bleiben für die Toten und vor allem auch deren Eltern und andere
Angehörigen! Darum haben auch der Papst, viele Bischöfe und andere Menschen für
die Betroffenen gebetet! Auch steht es keinem Menschen zu, über die Toten zu
urteilen und darüber hinaus zu behaupten, ihr Tod sei eine – natürlich gerechte
– „Strafe Gottes“ für die Sündigkeit der Love-Parade, in deren Verlauf das
Unglück geschah!
Übrigens, wer Sünde und Gottesstrafe meint so direkt zuordnen zu können, sollte
sich wundern über seine eigene Gesundheit und vielleicht sogar darüber, dass er
selbst noch am Leben ist – und zufrieden sein, dass Gott allein der Richter ist,
kein Mensch! Nein, das alles steht außer Zweifel und darf auch nicht
abgeschwächt werden.
Und doch, das Ereignis und die Diskussion über es geben Anlass weiterzudenken!
Das Mitleid mit den Opfern ist eine Sache, eine andere die Feststellung: „Love –
Parade“ und Teilnahme an ihnen sind, abgesehen von ihrem abstoßenden
Erscheinungsbild, objektiv eine Art Aufstand gegen die Schöpfung und gegen die
Ordnung Gottes, sind Sünde und Einladung zur Sünde!
Sie dürfen nicht schöngeredet werden als „harmloses Feiern“ netter junger
Menschen! Dazu kommt: So falsch die konkrete, moralische Verurteilung der Toten
ist und bleibt, wäre es doch auch höchste Zeit zu fragen, warum viele Menschen
heute auf den Begriff „Strafe“ wie von der Tarantel gebissen reagieren!
Natürlich, sie finden Strafe gut und fordern sie, wenn derjenige bestraft wird,
der sie selbst geschädigt hat oder etwas tut, was sie verurteilen! Aber sie sind
empört bei dem Gedanken, sie selbst verdienten Strafe, und erst recht: Gott
könnte sie strafen!
Was aber die Loveparade betrifft und den Gedanken, das Unglück mit „Strafe
Gottes“ in Verbindung zu bringen, empfindet man als empörend, weil und wenn man
denkt: „Sünde? Wer? Wir doch nicht, wir amüsieren uns, wie wir wollen! Gott soll
sich unterstehen, einen solchen Gott gibt es nicht!“
Mit anderen Worten: Man weigert sich anzuerkennen, dass die Loveparade,
abgesehen von ihrem krankhaften Erscheinungsbild, auch mit Sünde zu tun haben
könnte und darum, folgerichtig, auch mit dem richtenden und strafenden Gott!
Nun kann man zwar manchmal sogar von katholischen Theologen hören, dass Gott
nicht strafe, nur ist das nicht katholisch! Denn in der Bibel steht es anders,
nicht nur einmal! Zugleich korrigiert die Bibel auch das verbreitete
Missverständnis, als ob Strafe dasselbe wäre wie die Befriedigung eines
hässlichen, grausamen Gelüstes auf Rache! Und dies trifft auf Gott natürlich
nicht zu! Wahr ist vielmehr: Wenn Gott „straft“ tut er dies mit der Absicht, den
Menschen zurückzuholen, Gott straft aus Liebe!
Das hat sogar in der irdischen Strafgesetzgebung seine Entsprechung: Der Richter
verhängt Strafen nicht, um „Rache“ zu üben, sondern damit der Täter nach
Verbüßung der Strafe in die Gesellschaft zurückkehren kann. Und die Hölle? Sie
ist nicht „Strafe“ im genannten Sinn, sondern ein endgültiges Sich - selbst -
Ausschließen des Geschöpfes!
Treffend bringt der Prophet Jeremia (2,17) den Sachverhalt auf den Punkt: „Dein
böses Tun straft dich, deine Abtrünnigkeit klagt dich an!“
Jesus hat von der Hölle gesprochen, darum muss auch die Kirche davon reden. Kann
man an einen strafenden Gott glauben? Gegenfrage: „Kann man einen nicht
strafenden Gott glauben, an einen, der keinen Unterschied macht zwischen Opfer
und Täter?“
Wäre Gott ohne diesen Unterschied nicht ein „gleichgültigen“, also ungerechter
Gott – nicht mehr der Gott, an den wir glauben? Sagen wir nicht im Credo, wir
glauben an Christus, der kommen wird „zu richten die Lebenden und die Toten“? Im
Psalm (10,4) heißt es: „Überheblich sagt der Frevler: Gott straft nicht.“ Und in
der Konsequenz: „Es gibt keinen Gott!“ In seiner Enzyklika über die Hoffnung
schreibt Papst Benedikt XVI.: Das jüngste Gericht ist nicht ein Schreckensbild,
sondern ist Hoffnung, Hoffnung auf Gerechtigkeit. Denn: „Die Missetäter sitzen
am Ende nicht neben den Opfern in gleicher Weise an der Tafel des ewigen
Hochzeitsmahls, als ob nichts gewesen wäre.“
Darum ist es gut zu hören: Gott richtet, „um den Gebeugten auf der Erde zu
helfen“ (Ps. 76,10) und darum ist das Gericht Gottes „Herrlich für all seine
Frommen. Halleluja!“ (Ps. 149,9). Zurück nach Duisburg: Die Menschen, die an der
Loveparade teilgenommen haben, stehen wie alle Menschen vor Gott, Gott wird sie
richten nach ihren Taten wie uns alle, Er richtet sie, nicht andere Menschen! An
uns ist es für sie zu beten und für uns: Herr, erbarme Dich unser!
Klarstellung der Klarstellung
Der jüngste KLARTEXT von Bischof Andreas Laun über die Strafe Gottes hat für ein
riesiges (Medien)Echo gesorgt - Bischof Laun antwortet in einer Ergänzung zum
Klartext vom vergangenen Freitag den Kritikern
Liebe Kritiker, es ist mir unmöglich, alle Reaktionen zu lesen und zu
beantworten. Aber ein Wort an alle, an vor allem an die Kritiker, die Macher
dieses „Aufregungs-Journalismus“, aber auch an diejenigen, die mir zustimmen:
Wenn ich einen Fehler mache und auch nur ein Missverständnis nicht „abdichte“ -
wie die Techniker die Ölquelle im Golf von Mexiko - tut es mir leid und ich muss
mich entschuldigen.
Nur –der vorliegende Text lässt für einen fairen und genauen Leser kein
Missverständnis zu! Ich bin enttäuscht, dass der öffentliche Dialog nicht
gelingen will: Warum, meine Damen und Herrn, könnt und wollt Ihr mir nicht
glauben, was ich deutlich schreibe?
Also nochmals: Auch ich bin überzeugt, dass wir Menschen nicht das Recht haben,
über andere Menschen jenes richterliche Urteil zu fällen, das nur Gott zusteht!
Ihr aber scheint das Unrecht, das Ihr mir zum Vorwurf macht als Euer Recht in
Anspruch zu nehmen: Ich dürfe nicht urteilen und ich tue es auch nicht, aber Ihr,
Ihr nehmt Euch das Recht, über mich herzufallen und mich zu verurteilen für eine
Behauptung, die ich ausdrücklich abgelehnt habe! Und ehrlich gestanden, ich
glaube Euch nicht, dass Ihr wirklich glaubt, dass ich denke, was Ihr mir
unterstellt!
Warum haltet Ihr mich für weniger moralisch als Euch selbst? Als ob ich weniger
Mitleid mit den Opfern und ihren Eltern hätte als Ihr selbst? Warum haltet Ihr
mich zudem für so dumm, absichtlich mit einer größenwahnsinnigen Behauptung in
Euer offenes Messer zu laufen?
Wenn ich Euch lese, bemühe ich mich immer, erstens Euch richtig zu verstehen und
zweitens im Zweifelfall die bessere Variante zu vermuten!
Warum tut, warum könnt Ihr das nicht auch? Oder ist der Hass mancher für
Fairness zu groß? Ich weiß, es werden auch jetzt wieder viele unbelehrbar mich
und vielleicht über die Kirche Ablehnenden zurückbleiben, die glühend wünschen,
ich wäre so „böse“, wie sie es gerne hätten, dass ich sein soll, damit sie sich
empören können! Diese Leute kann ich nicht überzeugen, ich weiß! Meine Folgerung
ist: Ich muss es Euch noch schwerer machen als bisher!
Den Atheisten unter den Kritikern möchte ich sagen: Warum regt Ihr euch
eigentlich auf? Der Gott der Bibel und der Kirche existiert in euren Augen
ohnehin nicht, einer wie ich ist in Euren Augen nur ein „Märchen“-Erzähler:
Warum die Aufregung über Nicht-Seiendes, fürchtet Ihr Euch vor Gespenstern? Oder
könnte es sein, dass Ihr auf die Rede von einem Gott, der straft, deswegen so
aggressiv reagiert, weil Ihr euch selbst nicht so sicher seid wie ihr vorgebt es
zu sein?
Übrigens könntet Ihr Euch über fast alle Religionen aufregen, denn ich kenne
keine Religion, die nicht an einen Gott glaubte, der auch Richter der Menschen
ist!
Aber seid vorsichtig, Euer Spott könnte auch die Muslime treffen, die zwar
anders als die Christen, aber doch auch überzeugt sind, dass Gott straft – und
auf Euren Angriff vielleicht anders reagieren als ich es tue!?
Liebe Kritiker, im vorliegenden Text ging es mir im Wesentlichen um die Frage
der „Strafe Gottes“. Denn im Bewusstsein der Menschen ist dieser Gedanke trotz
Eures Spottes tief verankert und kann, wenn nicht christlich (als Hoffnung, sagt
Papst Benedikt) erklärt, zu belastenden Ängsten führen, von denen Christus
erlöst!
Die Wahrheit und die Nicht-Tabuisierung macht frei! Nochmals sage ich Euch, ob
Ihr es glaubt oder nicht: Ich bin katholisch und maße mir kein Urteil über Gott
und Sein Richteramt an! Ihr könntet eine Gewissenserforschung anstellen – auch
Ihr habt ein Gewissen, das ist unabhängig vom Glauben! - warum Ihr mir das nicht
und nicht glauben wollt - wie als ob Ihr besser wüsstet was ich denke, als ich
selbst es weiß!
Falls unter denen, die mir zustimmen, auch jemand sein sollte, der meint, ich
hätte die Gleichung „Loveperade ist Sünde ist gleich Unglück ist Strafe Gottes“
verteidigt, dann müsste ich ihm sagen: Auch Sie, nicht nur die Kritiker, haben
ungenau gelesen und mich nicht verstanden!
Die genannte Idee war und ist zwar eine „Denkversuchung“, aber sie ist weder
christlich noch vernünftig!