Der Zweifel ist das Sakrament des Spießbürgers

"Der Zweifel gehört endlich vom Thron gestürzt und entmythologisiert", sagte der Schweizer Theologe Reto Nay .


"Der Katholik zweifelt nicht." Das stellte der Schweizer Theologe Don Reto Nay bei einem Vortrag über den "Geistlichen Kampf" fest, zu dem ihn die Gemeinschaft "Amici di Dio" am Montagvormittag in eine Dornbirner Pfarrei eingeladen hatte. Nay legte in diesem Zusammenhang das sechste Kapitel aus dem Epheserbrief aus, in dem es um den "geistlichen Kampf" geht. Der Theologe erinnerte daran, dass es primär um den inneren Kampf gehe. Dieser Kampf habe drei Feinde: Zweifel, Depression und Gleichgültigkeit. Diesen seien die drei göttlichen Tugenden - Glaube, Hoffnung und Liebe - entgegenzusetzen.

Die heute auch in der Kirche verbreitete Mentalität des "Zweifelns" sei zu hinterfragen. Es sei heute "in" zu zweifeln, stellte Nay fest. "Der Zweifel ist das 'Sakrament' des Spiessbürgers. Der Zweifel gehört endlich vom Thron gestürzt und entmythologisiert. Der Zweifel ist daher das erste Kind des Teufels."

Anstatt der Gleichgültigkeit - des dritten Aspektes des geistlichen Kampfes - müsse die Liebe gelebt werden, erläuterte der Theologe. "Die Liebe kann alles, sie ist das Gaspedal und das Gegenteil von Gleichgültigkeit." In diesem Zusammenhang erinnerte Nay an das Vorbild der Heiligen. "Der Heilige hat Besseres als das, was die Welt zu bieten hat. Er wird wählerisch, wenn man einmal die Nase in den Wind Gottes gesetzt hat."

"Dieser persönliche Kampf ist auch ein Kampf der Kirche", stellte Nay fest. Dem Kampf könne man begegnen, indem man sich auf den Tabernakel besinne, "denn von dort aus wird die große 'geistliche Requonquista' beginnen. Von dort aus wird die Rückeroberung bis zu den Grenzen der Erde stattfinden." Im Zusammenhang mit dem Kampf der Kirche verwies Don Reto auf das sechste Kapitel des Epheserbriefs.

Dieser Teil des Paulusbriefes spricht über den Kampf des Christen. Zunächst gehe es darum, sich mit der Wahrheit zu gürten, denn ansonsten gebe es im Leben keinen Fortschritt. "Die Lüge muss aus unserem Leben raus", stelle der Theologe fest. "Dafür ist der Beichtstuhl vorgesehen. Dort muss alles auf den Tisch. Im Sinne der Handlung ist die Beichte das erste Sakrament. Erst wenn das geschehen ist, beginnt das Gnadenleben zu blühen."