Priester unter Beschuss (Alan Ames)
Die folgende Passage stammt aus dem neuesten Buch von Alan Ames: „Leben aus
dem Heiligen Geist“. Darin finden sich die Kernthemen seiner Vorträge aus den
vergangenen Jahren. Das Buch enthält darüber hinaus einige Interviews mit Alan
Ames sowie eine Stellungnahme seines Seelenführers. Der Dienst von Alan Ames auf
dem Gebiet der Neuevangelisation erfolgt unter der Aufsicht seines Erzbischofs,
B. J. Hickey von Perth, Westaustralien, der auch der Veröffentlichung dieses
Buches zugestimmt hat. In diesem autobiographisch geprägten Buch wird deutlich,
dass die Gotteserfahrungen, die Alan Ames machen durfte, ihn und seine Familie
verwandelt haben. Er lernte, Gott und der Kirche gehorsam zu sein, erneuerte die
Liebe in seiner Ehe und begann, den Glauben und das Gebet auf mystische Weise zu
erleben.
Priester unter Beschuss
Es ist so wichtig, dass wir den Priestern helfen. Wir sollten sie weder
verurteilen noch über sie lästern, das tun Leute außerhalb der Kirche schon zur
Genüge. Warum greifen wir unsere eigene Kirche an? Wie lacht Satan, wenn wir das
tun! Wir sollten unseren Priestern vergeben und Liebe zeigen, wenn sie etwas
falsch machen, weil wir selbst ja auch, wenn wir etwas falsch machen, zum
Priester gehen und Vergebung und Liebe erwarten. Was für eine schreckliche
Doppelmoral haben wir! Warum können wir für Priester nicht dasselbe tun und
Vergebung zeigen, ganz gleich, was sie getan haben? Das erwarten wir ja auch für
uns!
Jesus vergibt den Sündern. Würde Er das nicht tun, wäre Er nicht auf die Erde
gekommen, nicht wahr? Er hätte sich von jedem von uns abgewandt, weil wir alle
Sünder sind. Wie Jesus vergeben hat, so sind wir als Christen zur Vergebung
aufgerufen. Trotzdem tun das so viele von uns nicht – wir verurteilen, lästern
und reden Schlechtes. Wie lacht Satan darüber, dass wir, die Glieder der Kirche,
unsere Kirche selbst schwächen! Es ist unsere Aufgabe, die Kirche zu stärken,
indem wir unseren Priestern helfen, ins Gebet zu gehen, indem wir für die
Priester beten und Opfer für sie bringen. Wir sollten die Priester, die Kirche,
verteidigen, aufstehen und ihnen helfen, wenn sie fallen.
Selbst wenn Priester zu Fall kommen: Auch das fällt auf uns zurück, weil sie aus
unserer Mitte kommen und ihre Schwächen unsere Schwächen widerspiegeln. Darum
müssen wir den Priestern helfen, sich wieder auf Gott auszurichten – d.h. sie
nicht richten oder verurteilen –, damit sie wieder auf den Himmel schauen können,
wie es sein sollte. Dann kann ihr Priestertum zu hohen Gnadenebenen erhoben
werden und in Christus, unserem Herrn, zur Fülle gelangen. Ist ihr Priestertum
erst zur Fülle gelangt, bringen sie die Heiligkeit auch in unser Leben, führen
uns zur Heiligkeit, zu Gott, und tief in die Sakramente hinein, in denen wir
dieselbe Gnade finden können – zwar nicht auf derselben Ebene –, doch wir können
von Gnade erfüllt und zu den Gnadengefäßen werden, die wir für die ganze Welt
sein sollten.
Die Priester sind tatsächlich dazu bestimmt, uns zur Heiligkeit zu führen, doch
weil sie so viel weltliche Arbeit zu erledigen haben, können sie sich nicht auf
ihr Leben der Heiligkeit konzentrieren. Das liegt oft daran, dass wir ihnen
nicht helfen. Würden wir ihnen einfach mehr helfen, hätten sie mehr Zeit, sich
auf die Heiligkeit zu konzentrieren. Dann wachsen sie in der Heiligkeit und
werden erfüllt vom Licht des Heiligen Geistes, das durch den Priester
ausstrahlen wird, um dessen Pfarrei, seine Herde, immer tiefer in die Heiligkeit
zu ziehen.
Wenn Priester die weltlichen Dinge erledigen, ist ihr Augenmerk auf die Welt
gerichtet, statt auf Gott. Liegt ihr Augenmerk auf der Welt, können sie ebenso
leicht wie jeder von uns zu Fall kommen, denn sie sind genauso menschlich und
schwach wie wir. Können wir ihnen aber vieles davon abnehmen, damit sie sich auf
ihren priesterlichen Dienst, auf die Sakramente, das Gebet und die Heilige
Schrift ausrichten können, wird Gott sie heiligen und in diese hohen
Gnadenebenen ziehen. Er wird sie mit Gaben erfüllen, die unser Verständnis weit
übersteigen, und wenn sie von Seiner Gnade geradezu platzen, wird diese
ausströmen, alle Menschen rundherum berühren und sie näher zu Gott ziehen.
Wenn wir also den Priestern helfen, helfen wir in Wirklichkeit uns selbst, und
das sollten wir auch, weil wir der Leib Christi sind. Wir sind der mystische
Leib Christi auf Erden und dazu berufen, in der Kirche zu wirken, damit sie
wächst, und nicht, um sie zu zerstören. Wie traurig, dass heute so viele
Menschen schnell dabei sind, die Priester zu verurteilen und zu richten! Sie
sehen den Splitter im Auge des Priesters und vergessen den Balken in ihrem
eigenen. Natürlich müssen Priester zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie
unrecht tun, doch ihnen muss auch vergeben werden.
Der Herr Jesus sagte mir einmal: „Satan ist heute sehr schlau. Er hält die
Menschen davon ab, in den Pfarreien zu helfen. Immer weniger Menschen helfen bzw.
bieten ihre Hilfe an, und der Priester muss immer mehr tun.“ Er muss z.B. das
Opfergeld zählen, und anderes, was er nicht tun sollte, z. B. die Kirche putzen.
Ich habe gesehen, dass einige Priester dies tun, obwohl doch wir das tun sollten!
Dadurch haben die Priester weniger Zeit für die Sakramente, weniger Zeit für die
Messe, weniger Zeit, um den Kranken zu helfen. Es ist die erste Pflicht eines
Priesters, uns zur Anbetung Gottes anzuleiten, und nicht, die Kirche zu putzen,
Geld zu zählen oder den Gemeindemitgliedern Briefe über die Gemeindeaktivitäten
zu schreiben. Das sind Dinge, die wir tun sollten! Doch heute sagen wir: „Jemand
anderes soll das machen. Ich bin zu beschäftigt.“ Dann wundern wir uns: „Warum
wird in der Kirche so wenig gebeichtet? Warum gibt es so wenige Messen? Warum
gibt es nur so wenige Priester?“ Wir geben den Priestern die Schuld und
vergessen dabei, dass es unsere Schuld ist, weil wir uns vor unserer
Verantwortung drücken.
Jeder Einzelne von uns ist ein Teil der Kirche, ein Teil des Leibes Christi, und
es ist unsere Pflicht und Verantwortung, uns an der Arbeitslast zu beteiligen
und nicht die Priester und Ordensleute alles allein tragen zu lassen und sie
dann anzuprangern, wenn etwas schief läuft. Schau auf dich und frage dich, was
du für Gott tust in Seiner Kirche und was du Gott in dieser Kirche verweigerst.
Ich bin sicher, du wirst erkennen, dass es viel mehr gibt, was du tun könntest.
Wende dich nicht ab, sondern geh auf die Priester und die Kirche zu, biete ihnen
deine Hilfe an, deine Liebe … Du wirst sehen, dass die Feier der Sakramente und
der Messen zunimmt und mehr Menschen in die Kirche kommen, weil die Priester
dann mehr Zeit haben, den Glauben zu verkünden und zu missionieren. Heute aber
stehen sie unter so großer Belastung. Jesus schenkte mir eine Vision, in der ich
Ihn sah, wie Er in Ketten lag und von diesen heruntergezogen wurde. Er erklärte:
„So ergeht es den Priestern von heute. Ihnen wird so viel auferlegt, was andere
tun sollten, die sich aber weigern.“
Im Priester Christus erkennen
Manche Katholiken versuchen, den Priester zu manipulieren, damit er das tut, was
sie wollen. Manche Katholiken versuchen, die Priester zu ihren Dienern zu
machen. Die Priester aber sind Diener Gottes, die uns aus Liebe zu Gott
bereitwillig dienen.
In dieser opferbereiten Hingabe ihres Lebens ahmen die Priester Jesus nach, der
Sein Leben im Opfer hingab. Anstatt also die Priester zu manipulieren und sie
dazu zu bringen, das zu tun, was wir wollen, sollten wir ihnen helfen und das
tun, worum sie uns bitten. Wir sollten sie und das Geschenk, das Christus, unser
Herr, uns in ihnen gibt, respektieren. Wenn wir dies nicht tun, beleidigen wir
nicht nur den Priester, sondern auch Christus.
Viele Menschen haben heute vergessen, was das Priestertum ist, und sie sollten
anfangen, sich daran zu erinnern: Es ist ein großartiger Segen von Gott. Es ist
ein Segen, der nicht abgelehnt, beschimpft oder schlecht behandelt, sondern
geliebt und respektiert werden sollte.
Es ist schon interessant, dass sehr gläubige Katholiken zu mir sagen: „Ich lebe
nach dem Weg Christi, die Welt bekommt bei mir nie den ersten Platz!“
Gelegentlich frage ich sie: „Sprechen Sie mit Ihren Söhnen, Neffen und Enkeln,
mit den jungen Männern in Ihrer Umgebung darüber, Priester zu werden?“ Die
meisten sagen nein. Sie ermutigen die jungen Männer dazu, Arzt, Anwalt oder
Ingenieur zu werden, in der Welt Erfolg zu haben – zu allem, außer zum
Priestertum. Auf einmal ist diese Welt wichtiger als die spirituelle und
mystische Welt, und die Menschen erkennen den Wert des Priestertums kaum noch.
Dabei hat das Priestertum in der Ewigkeit einen enormen Wert! Weil wir jedoch –
selbst die Gläubigen – von der Welt geblendet sind, vergessen wir das manchmal.
Alan Ames
Leben aus dem Heiligen Geist
288 Seiten
Einzelpreis: 12,00 EUR