Die Auferstehung Jesu - Zentrum unseres
Glaubens
Es gibt eine Hierarchie der Wahrheiten - nicht alles in unserem Glauben
ist gleich wichtig und gleich zentral. Zwar hängt vieles von dem, was wir
Glauben, eng zusammen - aber letztlich hängt alles an einem einzigen
Ereignis: Der Auferstehung Jesu.
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Einstieg
Die Auferstehung Jesu ist mit Sicherheit das
unwahrscheinlichste aller Wunder Jesu. Eine Heilung eines kranken Menschen -
das kommt vor, zwar nicht immer so schnell und so vollständig, wie in der
Bibel als Wunder berichtet. Ein Sturm, der plötzlich aufhört zu stürmen; ein
Krug voll Wasser, das zu Wein wird; ein Mensch, der über einen See läuft - all
das erscheint uns noch eher natürlich erklärbar, als die Auferstehung Jesu:
Ein Mensch, der tot ist, beginnt nach einigen Tagen wieder zu leben - und das
auf eine ganz neue, unerhörte Weise: Er geht durch Türen und Wände, erscheint
vielen Personen gleichzeitig und verschwindet immer wieder. Und dennoch ist er
ein Mensch aus Fleisch und Blut, zum Anfassen und Berühren; einer, der ißt und
trinkt und trotzdem anders ist.
An diesem Wunder hängt unser Glaube: Wenn die Evangelisten hier die
Wahrheit berichtet haben, dann auch bei den anderen wunderbaren Berichten.
Wenn Jesus ohne die Vermittlung eines anderen menschlichen Wundertäters von
den Toten erstanden ist, dann muss er GOTT sein - schließlich nichts anderes,
als er selbst gesagt hat. Alles ist jedoch hinfällig, wenn die Auferstehung
ein großer Betrug sein sollte - eine Symbolgeschichte oder ein Falschbericht.
Somit sind sich fast alle Theologen einig, dass im Satz "Er wurde für uns
gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am
dritten Tag auferstanden nach der Schrift" der Kern des gesamten christlichen
Glaubens enthalten ist. Ja, die meisten - wie bspw. Walter Kasper - grenzen
diesen Kern sogar ein auf das "auferstanden am dritten Tag". So können die
folgenden, dem ersten Korintherbrief entnommenen Verse durchaus als ein erstes,
keineswegs verkürztes, sondern im eigentlichen Sinne umfassendes
Glaubensbekenntnis angesehen werden:
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"Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der
Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden,
gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf." (1 Kor 15, 3-5)
Vielleicht ist sogar schon der bei Lukas überlieferte Zuruf der eigentliche
Kern des Credo:
Zwei entscheidende Schriftstellen betonen zudem, wie zentral die
Auferstehung im katholischen Glauben ist:
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2 Tim 2,8: "Denkt daran, dass der Herr Jesus Christus von
den Toten auferstanden ist"
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1 Kor 15, 17-19: "Wenn nämlich die Toten nicht erweckt
werden, dann ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus
nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos, und ihr seid noch
in euren Sünden; und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren.
Wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben,
dann sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen."
Es gibt eine Hierarchie der Wahrheiten - auch wenn dieser Begriff für
manchen theologischen Unfug herhalten muß. Dieser Begriff meint, dass es mehr
oder weniger zentrale, tragende Wahrheiten im Gefüge des katholischen Glaubens
gibt. Der zentrale und tragende Punkt schlechthin ist aber die Auferstehung
Jesu Christi - allerdings in unmittelbaren Zusammenhang mit der
Kreuzestheologie, von der sie nicht zu lösen ist. Dabei möchte ich hier zwei
Begründungen aufführen, weshalb der Auferstehung Jesu ein solches Gewicht
zukommt.
Die Auferstehung als göttlicher Machterweis
Die Auferstehung ist die Machtbezeugung und der Erweis für
Jesu Göttlichkeit (vgl. GL 927: "Nun sieht man seiner Gottheit Macht...verbürgt
ist nun die Göttlichkeit von Jesu Werk und Wort"). Umfragen zufolge glauben
viele, dass Jesus Wunder gewirkt hat (ca. 82 %), immerhin noch mehr als die
Hälfte, dass er Tote zum Leben erweckt hat (52 %). Aber an die leibliche
Auferstehung Jesu glauben nur noch wenig mehr als ein Drittel (39 %), deutlich
weniger, als beispielsweise die Himmelfahrt Jesu akzeptieren (51 %).
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Entgegen der Vermutung, für uns heute sei die
Auferstehung zwar kaum akzeptabel, in der damaligen Welt hätte eine
solche Behauptung aber weniger Aufsehen erregt, sei die Stelle aus der
Apostelgeschichte zitiert, in der Paulus den Griechen (Athenern) predigt: "Als
sie von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen, andere aber
sagten: Darüber wollen wir dich ein andermal hören. So ging Paulus aus ihrer
Mitte weg." (Apg 17, 32). Und auch die Tatsachen, dass bereits in der Bibel
die Betrugshypothese angesprochen wird, bestätigt, dass auch die Juden ein
Auferstehung von den Toten nicht so einfach akzeptierten: "Erzählt den
Leuten: Seine Jünger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen,
während wir schliefen...So kommt es, dass dieses Gerücht bei den Juden bis
heute verbreitet ist." (MT 28, 13-15).
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Die Schwierigkeiten, an die Auferstehung Jesu Christi zu
glauben, lassen sich zum größten Teil mit deren scheinbaren Unmöglichkeit
begründen - wer tot ist, der ist tot. Solange ein Mensch lebt, wird ihm
unter Umständen alles mögliche zugetraut - auch alles Unmögliche. Aber jede
Möglichkeit des Menschen hat ihr Ende mit dem Tod. Es ist eine Sache zu
glauben, dass Jesus Tote erweckt hat, und eine ganz andere Sache anzunehmen,
dass er selbst, aus eigener Kraft, vom Tod erstanden ist.
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Zusammenfassend läßt sich sagen, dass die Auferstehung
eine auch für damalige Zeiten unerhörte Behauptung war, und dass der Glaube
an die Auferstehung Jesu den Glauben an seine Gottheit vorraussetzt.
Im Glauben an die Auferstehung wird der Glaube an die Gottheit
Jesu auf die größte Probe gestellt, denn nichts anderes entzieht sich so
sehr den menschlichen Möglichkeiten und ist somit allein den göttlichen
vorbehalten. Umgekehrt bedeutet dies, dass es keinen größeren Erweis der
Gottheit Jesu Christi geben kann, als seine Auferstehung.
Auferstehung als Konsequenz der Erlösung
Wenn Gott die Welt erlösen wollte, dann mit dem Ziel, den
Menschen in die Liebesgemeinschaft Gottes zurückzuführen. Dies setzt zwar den
Kreuzes- und Erlösungstod Christi voraus, um die alte Schuld zu sühnen und
auszuräumen, findet aber darin noch nicht ihr Ende. Vielmehr ist erst die
Auferstehung die Vollendung der Erlösung,
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"denn Christus hat uns durch seinen Tod von der Sünde
befreit; durch seine Auferstehung aber hat er uns die herrlichen Güter,
welche wir durch die Sünden verloren hatten, wieder zugesellt." (Cat. Rom.,
I, 6 - 12).
Und bei Paulus heißt es:
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"Christus wurde für uns dahingegeben um unserer
Vergehungen willen, und ist auferstanden, um unsere Rechtfertigungen willen."
(Röm 4, 25)
Wollte Gott den Menschen nicht wiederherstellen, nicht wieder gereinigt und
geheiligt zum Gegenüber seiner Liebe machen, sondern lediglich das Übel und
die Sünde wegschaffen, so wäre die Übergabe des Menschen an das Nichts
konsequenter gewesen. Aber Gott wollte nicht den Tod des Sünders, sondern
seine Umkehr: Er wollte in dem gefallenen, gott-abgewandten Menschen wieder
das Geschöpf haben, dass er als gut und liebenswert (als Wert seiner
göttlichen Liebe) geschaffen hatte. Dazu bedurfte es zunächst der Erlösung in
seinem Sohn durch das Kreuz. Aber damit war zwar der erste, entscheidend
heilsbringende Schritt getan, - aber nicht der letzte und nicht der "eigentliche".
Erlösung, so wie Gott sie in seiner Liebe im Sinn gehabt hat, wurde erst
vollkommen durch die Eröffnung einer neuen Heilschance, einer neuen, heilen,
ja heiligen Wirklichkeit.
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So erklärt sich auch die unterschiedliche Gewichtung des
Karfreitags und des Ostersonntags in der evangelischen und in der
katholischen Liturgie: Bei den Reformatoren ist mit dem Kreuzesopfer alles
getan und geschehen, was zum Heil notwendig ist: Die Sünden der Menschen
sind getilgt. Alles, was danach kommt, ist nichts anderes als die Entfaltung
dieses Ereignisses, denn der erlöste Mensch ist nach evangelischer
Auffassung "automatisch" wiederhergestellt. Er kann zu seinem Heil nichts
weiter beitragen. Deshalb ist auch der Karfreitag, der Tag der Tilgung der
Schuld, der eigentliche "Festtag" (er heisst im englischsprachigem Raum auch
"Good Friday").
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Nach katholischer Auffassung eröffnet sich aber erst mit
der Auferstehung Jesu eine neue Wirklichkeit, die der Erlöste nun ergreifen
kann. Er wird in eine neue Seinsweise hineingerufen, die er mehr und mehr zu
verwirklichen aufgerufen ist. Die Tilgung der Schuld am Kreuz ist die
Voraussetzung, die Herrlichkeit der göttlichen Gnade erschließt sich jedoch
erst im Offenbarwerden der neuen Schöpfung, die der Auferstandene ist.
Deshalb ist der Höhepunkt des gesamten liturgischen Jahres die Feier der
Ostervigil.
Nur weil Gott den Menschen zur Herrlichkeit der wiederhergestellten
Schöpfung führen wollte, war das Kreuz notwendig. Deshalb ist die Erlösung am
Kreuz nur von Ostern, von der Auferstehung her begründbar. Nicht das Kreuz ist
das Eigentliche (und die Auferstehung eine liebevolle Zugabe), sondern die
Kreuzeshingabe ist nur geschehen, um der neuen Schöpfung willen.
Auferstehung des Fleisches
Auferstehung des Fleisches - Kernsatz der Erlösung
Nach der Definition des heiligen Paulus ist derjenige ein
Christ, welcher an die Auferstehung des Fleisches glaubt, und nach
Johannes ist es der, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleische
gekommen ist (1 Joh 4,2)
Der Christ heute lebt - nach meiner eigenen Erfahrung - nicht aus dem
Glauben an die Auferstehung des Fleisches. Er glaubt mehr an die
Unsterblichkeit des Seele (wenn überhaupt) als an die Auferstehung der
Leiber.
"Eine rein geistige Unsterblichkeit muß uns gleichgültig lassen" sagt R.
Guardini, und so sieht es auch aus, wenn wir an die primitiven Naturreligionen
denken, die an ein entkräftetes, blutloses Dasein nach dem Tode glauben.
Wer von uns Christen glaubt an die Unsterblichkeit, ohne ein seltsames
Misstrauen, ohne den Verdacht von Langeweile und Unerfülltheit, ohne eine
gewisse Besorgnis? Das ist der Preis dafür, dass wir uns von einem handfesten
Realismus der Auferstehung des Fleisches entfernt haben. "Ohne Auferstehung
wären wir die Beklagenswertesten unter allen Menschen!" (1 Kor 15, 19)
Der Glaube an die Auferstehung und der Glaube an die Menschwerdung: Das ist
ein und derselbe Glaube, ein und dasselbe Credo. Auferstehung und
Menschwerdung sind ein und dasselbe Geheimnis: Die Auferstehung ist die
verewigte Menschwerdung, jedoch in einem unverweslichen und lebensspendenden
Fleisch.
Der neue Leib
Allem Anschein nach befindet sich die Materie, so wie wir
sie kennen, in einem abgesunkenen Zustand; die Sünde hat uns schwerfälliger
gemacht, gehemmter. Der Leib gehorcht nicht immer unserem Willen ("Der Geist
war willig, aber das Fleisch war schwach"), er hindert uns oft am Guten oder
verleitet uns zum Böse.
Der auferstandene Christus dagegen macht sich nach Gutdünken sichtbar und
unsichtbar, er geht durch verschlossene Türen und doch kann man ihn berühren,
er isst, ja, er hat sogar noch die Wunden der Kreuzigung. (Wenn Paulus von
einem "geistigen Leib" spricht, dann ist das kein Gegensatz, wie wir
leichtfertig meinen und uns dann dem Verstehen verweigern. Mit dem "Geist" ist
nicht unsere Seele gemeint, sondern der Geist Gottes, Christus, der
lebensspendender Geist geworden ist und die ganze menschliche Wirklichkeit
umzuformen und einem höheren Leben anzugleichen vermag.)
Dieser Leib bleibt materiell - sonst könnte man ja nicht von einem Leib
sprechen. Das Charakteristische des geistigen Leibes ist, dass er das gefügige
Werkzeug des Geistes geworden ist. Er hat aufgehört, beschränkt zu sein, nur
an einen Ort gebunden, undurchsichtig zu sein. Der Leib ist zu dem geworden,
was er im eigentlichen ist: Ein Mittel zur restlosen Gemeinschaft. Der
vergeistigte Jesus vereinigt alle, die er liebt, in der ungehindertsten,
unmittelbarsten und freiesten Bewegung. Er macht sich zu allen Zeiten und an
allen Orten gegenwärtig.
Im neuen Leib Christi vereinigt sich Gott mit der wiederhergestellten,
gottgefälligen Menschennatur. So ist der Leib Christi Vorbild und Ziel unseres
Lebens. Wir können diese einmalige Verbindung von Gott und Schöpfung aber
nicht in uns reproduzieren, sondern können uns nur in dieser herrlichen
Vereinigung hineingeben. Nur wer das tut, wird zum Leben in Gott gelangen.
Unser jetziges Mühen und Streben ist aber nichts anderes, als ein
Hineinwachsen in diesen Leib Christi, zusammen mit allen anderen Katholiken.
Daher wird die katholische Kirche bildhaft als "mystischer Leib Christi"
bezeichnet.
So wenig das Fleisch, wenn es sich selbst überlassen ist, zu irgend etwas
gut ist, so sehr wird es, vom Geist belebt, fähig, den göttlichsten Werken zu
dienen.
Gegenwärtig trennt uns der Leib mehr, als er uns Kontakt ermöglicht: Er
macht uns undurchschaubar, denn er erlaubt uns, unsere Gedanken zu verbergen
oder zu verstellen. Der auferweckte Leib aber ist Prinzip uneingeschränkter
Gemeinschaft. Hier findet sich wieder, was oben bereits gesagt wurde: In der
Auferstehung vollendet sich die Erlösung, in dem uns Gott auf wunderbare Weise
hineinnnimmt in seine liebende Gemeinschaft.
Voller Ungeduld sollten wir daher nicht auf das Vergehen der Materie warten
(die ja macht, dass wir wir sind!), sondern ihre Gefügigkeit, ihre
Befreiung, ihre "Himmelfahrt". Wir erwarten die Vergeistigung unseres
Leibes.
Vergleicht einmal eine Auster mit einer Lerche: Unsere gegenwärtigen
Fähigkeit sind eher der ersteren Art: Wir sind beschränkt durch Zeit, Raum,
Ermüdung. Wir sind schwerfällig, langsam von Begriff, leicht zu trennen. Wir
haben uns mit dieser Schwerfälligkeit abgefunden, so sehr abgefunden, dass
wir alles zu verlieren meinen, wenn das Leid, das Alter, der Tod kommt. Was
erwartet uns aber für eine Herrlichkeit! Die Berichte vom Auferstandenen
finden keine hinreichenden Worte, um Jesus in seiner neuen Leiblichkeit zu
beschreiben!
Das leere Grab
Die einfache und schlichte Konsequenz aus dem bisher
Gesagten ist das leere Grab. Denn Christus erhält keinen absolut neuen Leib -
die Schöpfung wird nicht neu aus der Taufe gehoben - sondern er ergreift in
neuer Weise Besitz von seinem Leib.
Mit dem leeren Grab steht und fällt die Würde unseres Leibes und die
Hoffnung auf die Erlösung in unserem Fleisch.
Was für Schwierigkeiten haben aber die Philosophen und Theologen, die
Kritiker und die Zweifler mit dem leeren Grab! Von der oben erwähnten
Betrugshypothese angefangen, über Verwechslungs- und Scheintodtheorien,
Theorien von Suggestion und Halluzination (die heute kaum noch vertreten
sind), bis hin zur Deutung der Auferstehung als "Zeichen für die
Unzerstörbarkeit des Lebens und der Liebe" und der Auferstehung "als Symbol
für das Weitergehen der Sache Jesu" (die heute in allen möglichen
Schattierung zunehmend Auftrieb erhalten - siehe Schulbücher!), werden immer
wieder Möglichkeiten gesucht, am leeren Grab vorbeizukommen.
Tatsächlich geht der Glaube an die Auferstehung zwar nicht vom leeren Grab
aus, denn dieses ist auch anders zu erklären. Der Glaube an die Auferstehung
begründet sich in den Erscheinungen des Herrn. Aber eine Auferstehung bei
gleichzeitig "vollem Grab" würde den Leib Christi aus dem Credo der Kirche
streichen - und damit fällt sowohl der gesamte Christusglaube als auch die
entscheidende Hoffnung, die wir haben. Eine rein geistige Erlösung am Leib
vorbei ist schlicht und einfach unmenschlich.
Die Erlösung auch des Leibes ist - u.a. - das, was unseren katholischen
Glauben von allen anderen Konfessionen und Religion unterscheidet. Sie ist
Voraussetzung dafür, dass wir am Erlösungswerk Christi teilhaben und
mitwirken können, sie ist Bedingung für die Wirklichkeit der Kirche als
Leib Christi. Sie trifft ins Zentrum des Katholischen. Warum aber das Bemühen,
die leibliche Dimension der Auferstehung - und damit die leibliche Dimension
der Erlösung - beiseite zu schieben? Vielleicht liegt es ja an dem Anspruch,
den gerade die leibliche Auferstehung an uns stellt.
Der Anspruch der Auferstehung
"Um die Auferstehung Christi zu beweisen, gibt sich
Athanasius keinen Augenblick mit der Sorge ab - wie es ein moderner Mensch tun
würde -, die Wahrheit der biblischen Berichte in bezug auf das leere Grab und
der Erscheinungen darzulegen: Er begnügt sich damit, die Existenz eines
übernatürlichen Lebens in den Jüngern Christi zu der Zeit, in der er schreibt,
aufzuweisen. Auf den Einwand, dass dieser Jesus, von dem man sagt, er sei
auferstanden, ja gar nicht sichtbar sei, erwidert er ohne Zögern, man möge nur
die Seinen betrachten." (Bouyer)
An uns liegt es, von der Auferstehung Christi Zeugnis zu geben. "Schande
über die Religion, die nur Beweise aus der Vergangenheit hat!" (Evely) Bei den
Christen liegt es, in jeder einzelnen Epoche die Menschwerdung Christi im
bildhaften Sinne in ihrer Umwelt zu verwirklichen und seine Gegenwart ihren
Mitmenschen sichtbar zu machen. Jeder Christ muß den Erlöser "zur Welt bringen",
muß ihn in sich lebendig werden lassen, damit es noch Gebärden der Liebe gibt,
damit noch Worte der Liebe gesprochen werden, damit es in der Welt noch eine
Ausstrahlung der Liebe gibt.
Der Ruhm des auferstandenen Christus ist es, sich einen Leib erweckt zu
haben - seine Kirche. So ist es ein großartiges und gleichzeitig furchtbares
Geheimnis zugleich, dass das Heil der Welt auch von uns, die wir seine Kirche
sind, abhängt (Mystici Corporis). Dadurch, dass die Auferstehung auch ein
leibliches, historisches Ereignis ist, sind wir in den Anspruch gestellt, auch
leibhaft, gegenwärtig (im politischen, gesellschaftlichen, moralischen und
alltäglichen Sinne) Zeugen dieser Auferstehung zu sein. Eine rein geistige
Auferstehung fordert zur Weltflucht auf, vielleicht auch auf einer
introvertierten (d.h. rein auf die Innerlichkeit zurückgezogen) Art und Weise.
Die leibliche Auferstehung fordert uns zur Zuwendung zur Welt auf, um sie zu
heiligen, weil auch Gott selbst die materiellen Gegebenheiten dieser Welt
angenommen und geheiligt hat, indem er seinen Leib in der Auferstehung
verherrlicht hat.
Die Feier der Auferstehung
Unsere Teilnahme an der Auferstehung wird zwar erst nach
unserem Tode vollkommen sein, sie wird aber hier schon durch die Sakramente
bewirkt, erneuert und vertieft. Je lebendiger Christus in uns wird, desto mehr
wird seine Auferstehung die unsere. Aufgabe der Sakramente ist es also,
Christi Leben in uns wieder-gegenwärtig zu machen.
In gewisser Hinsicht ist unser Leben in Christus bereits gelebt, ist
unser Schicksal schon entschieden: Es steht in Gänze im Credo geschrieben,
das am Tag unserer Taufe gesprochen worden ist. Empfangen vom Heiligen Geist,
geboren aus der Jungfrau Maria, gelitten, gestorben, begraben, auferstanden,
aufgefahren in den Himmel... Wir haben kein anderes Schicksal als Christus.
Das gesamte Dasein Christi aber ist in den Sakramenten umschlossen. Christus
hat seine Passion nicht vollendet, solange wir nicht unser Leiden mit dem
seinigen vereinen. Christus ist nicht wirklich gestorben, solange wir nicht
mit ihm gestorben sind. Und wozu wäre er auferstanden, wenn wir nicht mit
ihm auferstehen. Ja, schon in diesem Leben können wir auferstehen - auch
wenn die Vollkommenheit der Auferstehung erst nach unserem Tod auf uns
wartet. Ein getauftes Kind ist ein Mensch, der bereits gestorben ist, der
nicht mehr nur aus seinem eigenen Leben lebt, sondern aus dem Leben Christi
in ihm. Gewiss, unsere Lebenskraft ist zäh, und man muss mehre Male ansetzen,
um zu sterben. Noch zäher aber ist die Kraft Christi. Nichts kann das Siegel
von Tod und Auferstehung auslöschen, das uns die Taufe aufgedrückt hat, das
jede Beichte erneuert und jede Eucharistie verstärkt.
Die Eucharistie ist die wirkliche Nachfolge Christi: Durch sie gehen wir
ein in die restlose Hingabe Christi an seinen Vater. In ihr werden wir selbst
wiederum verwandelt in der Kommunion, in der wir Teilhaben an seinem Leib und
somit selbst zum Leib werden.
Die letzte Kommunion, die heilige Wegzehrung, wird enthüllen, ob alle
anderen Kommunionen richtig gewesen sind: Nur dem von uns ist ewiges Leben
verheißen, was kraft der Kommunionen Leib Christi geworden ist. "Der Leib
unseres Herrn Jesus Christus bewahre deine Seele (und deinen Leib) zum ewigen
Leben!"
http://www.karl-leisner-jugend.de/Auferstehung.htm