Unsere liebe Frau von Guadalupe
Am 12. Dezember ist der Gedenktag der Erscheinungen von
Guadalupe, am 9. Dezember der Gedenktag an den Heiligen Juan Diego
Cuauhtlatoatzin
In diesen Tagen wird weltweit an die Marienerscheinungen in Guadalupe und an den
Heiligen Juan Diego Cuauhtlatoatzin erinnert nach dem Buch von Paul Badde über
Maria von Guadalupe „Die Eroberin der Herzen“:
Der vollständige Text von Luys Lasso de la Vega aus dem Jahr 1649, nach dem
Bericht, den Antonio Valeriano ein Jahrhundert zuvor über die unglaublichen
Ereignisse im Dezember des Jahres 1531 abgefasst hatte: über die Begegnung der
Jungfrau Maria mit einem Witwer.
»Hier wird erzählt, und zwar der Reihe nach, wie unsere Liebe Frau und Königin,
die immerwährende Jungfrau und seligste Gottesmutter Maria, vor kurzem in
wunderbarer Weise auf dem Tepeyac-Hügel erschienen ist, der jetzt Guadalupe
genannt wird. Zuerst zeigte sie sich da draußen höchstpersönlich einem kleinen
Indio mit dem Namen Juan Diego. Danach offenbarte sie ihr kostbares Bild vor dem
gegenwärtigen Bischof Fray Juan de Zumárraga.
Zehn Jahre waren seit der Eroberung der Stadt Mexiko vergangen. Pfeile und
Schilde waren niedergelegt, zu Wasser und zu Land herrschte Friede zwischen
allen Bewohnern. Die Erkenntnis des wahren Gottes und der Glaube an ihn begannen
gerade, sich wie eine Blüte vor der aufstrahlenden Sonne zu öffnen. Da begegnen
wir in der ersten Dezemberhälfte des Jahres 1531 einem kleinen Indio, einem
armen Mann seines Volkes, der Juan Diego hieß und von dem erzählt wird, dass er
aus Cuauhtitlán stammte. Was die Dinge Gottes betrifft, gehörte damals freilich
noch alles ganz zur Pfarrei von Tlatelolco. Und eben dorthin war er an diesem
Samstag wieder sehr früh unterwegs, um Gott zu dienen und sein Lob zu preisen.
Es war noch Nacht. Über dem östlichen Horizont begann es gerade hell zu werden,
als er zu dem Hügel kam, der Tepeyac heißt. Da hörte er ein Jubilieren von der
Höhe herab, das wie ein Konzert vieler wunderbarer Vögel den Abhang herunter
klang. Verstummte das wechselnde Gezwitscher einen Moment, summte es vom Gipfel
her wie in einem Echo zurück. Feinste Singvögel konnten nicht schöner singen. Es
war über alle Maßen süß und lieblich. Der Gesang übertraf sogar die Stimmen des
coyoltótotl und des tzinitzcan.
Juan Diego blieb stehen. >Soll ich das wert sein?<, fragte er sich. >Doch
wodurch könnte ich nur verdient haben, was ich da höre? - Oder träume ich noch?
Vielleicht erwache ich schon bald wieder aus diesem süßen Traum. Denn wo bin ich?
Was sehe ich? Ist das womöglich der Ort, von dem unsere Ahnen und Alten, unsere
Vorväter und Großväter erzählt haben? Ist hier das Land der Blumen, das Land des
Mais und der vollen Fleischtöpfe? Bin ich vielleicht in das Land des Himmels
geraten?< Er schaute nach oben und blickte zum Gipfel. Gerade ging dort die
Sonne auf. Und genau von dorther erklang der wundervoll himmlische Gesang zu ihm
herab. Doch nun verstummte plötzlich der Chor. Und während sich die letzte
Stimme noch verlor, hörte er, wie nach ihm gerufen wurde. Von der Spitze des
Gipfels rief man ihn: >Kleiner Juan, Juanitzin! Diegotzin!< Da machte er sich
auf, dem Ruf zu folgen.
Nichts verwirrte sein Herz, nichts ängstigte ihn. Er fühlte sich nur sehr froh,
sehr glücklich. Eilig stieg er den Weg hinauf, um zu sehen, wer ihn gerufen
hatte. Als er die Höhe erreicht hatte, sah er eine edle Dame auf dem Gipfel des
Hügels stehen. Sie bedeutete ihm, näher zu treten. Als er aber vor ihr stand,
überwältigte ihn ihre Schönheit, die alles übertraf, was er je gesehen hatte.
Sie war vollkommen. Ihr Gewand leuchtete wie die Sonne. Der Stein und die Felsen,
auf denen sie stand, funkelten unter ihren Strahlen wie schimmerndes Geschmeide
aus reinstem Smaragd. Die Erde leuchtete um sie herum wie ein Regenbogen im
Nebel. Die Kakteen, die Nopales und die übrigen Kräuter, die am Boden wucherten,
blitzten strahlend grün wie Smaragde. Das Blattwerk leuchtete blau wie Türkis.
Die Strünke, Zweige, Dornen und Stacheln glitzerten golden im Morgenlicht.
Da warf er sich vor ihr nieder und lauschte den Worten ihrer Stimme. Friede und
Liebe gingen von ihr aus. Unwiderstehlich zog ihre Zärtlichkeit ihn zu sich
heran. >Höre, Juantzin, Juanito, mein Kleinster!< sagte sie: >Kleinster meiner
Söhne! Wo willst du hin?< Er antwortete: Meine Herrin! Königin! Mi niña! Mein
Kleines, mein Töchterlein, mein Mädchen! Dort drüben geh ich hin. Ich geh zu
deinem Häuschen nach Mexico-Tlatelolco. Da will ich Gott dienen und ehren, wie
seine Priester es uns lehren, die hier unseren Herrn vertreten.<
Unmittelbar nach diesen Worten enthüllte sie ihm ihren kostbaren Willen und
sprach: >Präge dir Folgendes gut ein, Allerkleinster meiner Söhne! Ich bin die
immerwährende Heilige Jungfrau Maria, die Mutter des einzig wahren heiligen
Gottes, des Leben spendenden Schöpfers aller Menschen. Er ist der Herr des Nahen
und des Fernen, des Himmels und der Erde. Ich wünsche mir sehr, dass mir hier
ein Heiligtum errichtet wird, wo ich ihn zeigen, preisen und für immer bezeugen
kann. Hier werde ich den Menschen meine ganze Liebe geben, meinen erbarmenden
Blick, meine Hilfe, meinen Trost, meine Rettung. Denn ich bin wahrhaftig eure
mitleidende Mutter: deine Mutter und die aller Menschen, die dieses Land
bewohnen - wie auch die Mutter aller übrigen Stämme und Menschen, die mich
lieben, rufen und anflehen. Ich bin die Mutter all derer, die mich suchen und
mir vertrauen. Hier werde ich ihr Weinen und ihr Klagen hören. Hier werde ich
sie in ihrer Trauer trösten und all ihre Schmerzen lindern. Hier werde ich sie
heilen in ihrer Pein, ihrem Elend und Leid. Um nun aber auszuführen, was meine
mitleidigen und barmherzigen Augen vorhaben, geh zum Bischof von Mexiko. Sag ihm,
dass ich dich geschickt habe, und eröffne ihm, mit welcher Sehnsucht es mich
danach verlangt, hier eine Heimstatt zu haben. An dieser flachen Stelle soll er
mir ein Heiligtum errichten. Sag ihm das alles und erzähle, was du hier gesehen,
bewundert und gehört hast. Sei dir sicher, dass ich dich reich belohnen und
entlohnen werde: Ich werde es dir zu danken wissen. Ja, ich werde dich glücklich
machen und dir viel Freude schenken. Denn das Verdienst, das du mit diesem
Dienst erwirbst, ist groß. Entsprechend werde ich dir deine Mühe vergelten. Und
nun geh, um den Auftrag auszuführen, den ich dir erteilt habe. Jetzt, mein
Allerkleinster, hast du die Worte meines Atems gehört. Jetzt geh und tu deinen
Teil.<
Sogleich warf er sich wieder nieder vor ihrem Angesicht und rief: >Meine Herrin,
mein Kleines, ich bin schon unterwegs, um das köstliche Wort deines herrlichen
Atems auszuführen. Sofort bin ich weg. Gleich reiß ich mich von dir los, ich,
dein armer kleiner Indio.« Danach machte er sich an den Abstieg, hinunter zu der
Dammstraße, die direkt nach Mexiko führt, um seinen Auftrag auszuführen. Als er
auf dieser Straße die Innenstadt erreichte, machte er sich ohne Umweg zum Palast
des Bischofs auf, der selbst erst vor kurzem in Mexiko angekommen war. Der Name
des priesterlichen Gouverneurs war Don Fray de Zumárraga. Er war ein
Franziskaner.
Kaum war Juan Diego im Haus des Bischofs, ließ er ihm ausrichten, dass er ihn zu
sehen verlangte und forderte die Bediensteten auf, ihm den Wunsch zu überbringen.
Es dauerte lange, bis sie endlich zurückkamen, um ihm mitzuteilen, dass der
Bischof nun angeordnet hatte, ihn eintreten zu lassen. So trat er ein, kniete
gleich hinter der Schwelle nieder, neigte sein Haupt und enthüllte ihm die Worte
und die Botschaft der Himmelskönigin. Er erzählte von allem, was ihn entzückt
und was er gesehen und gehört hatte. Der Bischof lauschte der Erzählung mit
ungläubigem Staunen. Danach erwiderte er ihm: >Mein Sohn, komm ein anderes Mal
zurück. Dann werde ich dir in Ruhe zuhören. Ich werde noch einmal von Anfang an
alle Gründe erwägen, die dich zu mir geführt haben, und deinen Willen und Wunsch
überdenken.<
So ging er von dannen. Traurig, dass er seinen Auftrag nicht hatte ausführen
können, kehrte er noch in der Abenddämmerung zum Gipfel der Anhöhe zurück. Doch
welch ein Glück! An der Stelle, wo ihm die Königin des Himmels in der
Morgendämmerung erschienen war, traf er sie auch jetzt wieder! Sie erwartete ihn
schon. Als er sie sah, warf er sich vor ihr in den Staub und sagte: >Kleine
Herrin, Señora, Königin, Kleinstes meiner Töchterlein, mein Allerkleinstes!
Gerade so, wie du es verlangt hast, habe ich mich aufgemacht, um den Auftrag
deines lieblichen Atems unverzüglich auszuführen. Es war schwierig. Dennoch bin
ich in das Haus des Bischofs hineingekommen. Als ich ihn sah, habe ich ihm die
Worte deines Atems so vorgetragen, wie du es mir befohlen hast. Er war
liebenswürdig und hat mir aufmerksam zugehört. Doch als er mir antwortete,
erkannte ich, dass ich ihn nicht richtig hatte überzeugen können. Er sagte mir:
>Komm ein anderes Mal zurück, und ich werde dir in Ruhe lauschen. Dann werde ich
noch einmal von Anfang an all deine Beweggründe mit erwägen, die dich zu mir
geführt haben, und will sie zusammen mit deinem Wunsch und Willen betrachten.<
An der Art aber, wie er das sagte, erkannte ich, dass er wohl dachte, ich müsse
das Haus erfunden haben, das du dir wünschst - und dass die Botschaft nicht von
deinen Lippen stammt. Darum flehe ich dich an, meine Herrin und mein
Allerkleinstes, dass du einen Edlen hinschickst, einen jener Geschätzten, die
bekannt, respektiert und geehrt werden, damit er deinen Auftrag und Willen
ausführe und ihm die Worte geglaubt werden, die deinem lieblichen Mund
entstammen. Denn ich bin doch nur ein Mann des Ackers, ein armer Wicht. Bin ein
Tragbrett, ein Schwanz, ein Flügel, ich bin ein Tagelöhner und Lastensklave, ein
Seil, ein Traggestell, ein Dreck, der Allerletzte. Ich muss selbst geführt
werden. Man muss mich auf dem Rücken tragen. Wo du mich hingeschickt hast, ist
kein Ort für mich, kleinste Jungfrau, mein Allerkleinstes. Mein Kind! Meine
Herrin und Königin! Ich bitte dich, erlass mir deine Bitte. Denn ich bekümmere
dein Gesicht und dein Herz. Ich bereite dir nur Verdruss und Ärger, wenn ich
gehe, meine Herrin und Herrscherin.<
Da antwortete ihm die ehrwürdige, immerwährende Jungfrau: >Höre, Kleinster
meiner Söhne! Glaub nicht, dass es mir an Dienern und Boten fehlt, die ich
jederzeit aussenden könnte, um die Worte meines Atems zu verbreiten und meinen
Willen zu verwirklichen. Es ist aber unbedingt notwendig, dass du selbst gehst
und darum bittest. Durch deine Vermittlung soll ausgeführt werden, was mein
Herzenswunsch und Wille ist. Ich bitte dich also sehr, mein Sohn und mein
Kleinster. Ich fordere dich dringend und von Herzen auf, morgen noch einmal zum
Bischof zu gehen. Lass ihn noch einmal von mir und meinem Willen wissen und
hören, dass er mir ein Heiligtum errichtet, wie ich es von ihm erbeten habe. Und
sag ihm noch einmal, dass ich es persönlich bin: ich, die immerwährende Jungfrau
und allzeit heilige Maria. Ich, die ehrwürdige Gottesmutter, ich sende dich.<
Darauf entgegnete ihr Juan Diego: >Meine Herrin! Königin! Mein Kleines! Dein
Gesicht soll kein Kummer überschatten. Dein Herz darf sich nicht betrüben! Mit
großer Freude werde ich gehen, um ihm noch einmal die Worte deines Atems zu
verkünden. Jetzt werde ich nicht mehr davon ablassen. Kein Hindernis auf dem Weg
wird mich davon abbringen können. Ich bin schon fort, um deinen Willen zu tun.
Auch wenn man mich vielleicht nicht hören will oder man mich zwar hört, aber mir
dennoch nicht glauben mag. Morgen am späten Nachmittag, wenn die Sonne untergeht,
werde ich zurückkommen, um dir zu erzählen, was der Bischof mir geantwortet hat.
Und jetzt verabschiede ich mich von dir, mein Kleines! Gute Frau und Königin!
Mein Kind! Ruhe dich derweil ein wenig aus.< Und er machte sich auf den Heimweg,
um auch selbst zu ruhen.
Am folgenden Tag - einem Sonntag - verließ er wieder zu nächtlicher Stunde sein
Haus, als die Dunkelheit noch alles umhüllte. Er machte sich geradewegs nach
Tlatelolco auf. Dort wollte er die Dinge Gottes lernen, sich in die Liste
eintragen lassen, und danach zum Bischof gehen. Um zehn war es soweit. Er war
bereit. Er hatte die Messe gehört, sich in die Liste der Getauften eintragen
lassen und die Menge hatte sich schon zerstreut, als Juan Diego sich zum Palast
des Bischofs aufmachte. Aber als er dort ankam, kostete es ihn wieder große
Anstrengung, um zum Bischof vorzudringen. Erst nach langem Fordern wurde er
vorgelassen. Er sank auf die Knie, weinte und wurde ganz traurig, als er noch
einmal die Worte der Königin des Himmels wiederholte. Dass ihm ihre Botschaft
doch hoffentlich geglaubt werde! Dass nach dem Willen der immerwährenden
Jungfrau ein kleines Heiligtum errichtet werden möge! Gerade da, wo sie es
gesagt hatte! Dort, wo sie es wünscht! Der Bischof stellte ihm viele Fragen und
forschte ihn aus. Ein ums andere Mal wollte er wissen, wo er sie gesehen hatte
und wie sie aussah. Juan Diego erzählte ihm alles sehr genau. Bis in die letzten
Kleinigkeiten schilderte er, was er gesehen und wie sehr ihn die Erscheinung
entzückt hatte. Sie sei ganz offensichtlich die immerwährende Jungfrau, daran
gebe es gar keinen Zweifel. Sie sei die liebenswerte, herrliche Mutter des
Erlösers, unseres Herrn Jesus Christus. Doch immer noch wollte der Bischof ihm
nicht glauben.
Nur auf sein Wort und sein Drängeln hin könne er seiner Bitte nicht nachkommen,
gab er zur Antwort. Um sich weiter mit der Sache befassen zu können, sei es
deshalb notwendig, dass sein Bericht durch andere Zeichen beglaubigt werde, dass
alles wahr sei und wirklich die Königin des Himmels ihn zu ihm gesandt habe. Als
Juan Diego ihn so reden hörte, sagte er sofort zum Bischof: >Mein Herr und
Gebieter, sagen sie nur, welch ein Zeichen es sein soll, und gleich geh ich los,
um die Königin des Himmels, die mich zu dir geschickt hat, darum zu bitten.< Als
der Bischof sah, dass er weder zögerte noch zweifelte, entließ er ihn.
Aber nachdem er gegangen war, sandte er ihm einige Männer seines Hauses nach,
die sein volles Vertrauen hatten. Sie sollten ihm folgen und beobachten, wohin
er ging, wen er sah und mit wem er sprach. So geschah es. Juan Diego war schon
zur Dammstraße gegangen, zurück auf seinen alten Weg. Doch bereits hinter der
Holzbrücke, die in der Nähe des Tepeyac über die Schlucht führt, verloren die
Späher ihn aus den Augen. So sehr sie ihn auch überall suchten, sie konnten ihn
nirgends ausmachen. So kehrten sie um, übertölpelt und zornig. Sie hatten sich
solche Mühe gemacht, ihn zu beschatten, und jetzt hatte er all ihre Bemühungen
vereitelt. In dieser Stimmung gingen sie zum Bischof und bedrängten ihn mit
ihrem Bericht, dass er dem Mann keineswegs glauben dürfe. Sicher erzähle er
nichts als Lügen. Alles sei frei erfunden, was er ihm berichtet habe. Vielleicht
träume er ja auch nur, und was er von ihm erbitte, sei reine Fantasie. Sie
beschlossen sogar, ihn festzunehmen, wenn er noch einmal erscheinen sollte, und
zu züchtigen, wenn er wiederkäme, damit seine Lügen, mit denen er die Leute in
Aufruhr versetzen wolle, ein Ende nähmen.
Mittlerweile war Juan Diego wieder bei der immerwährenden Jungfrau und
berichtete ihr von der Antwort, die der Herr Bischof ihm mitgegeben hatte. Kaum
hatte die Herrin und Königin dies gehört, sprach sie zu ihm: >Gut so, mein
Söhnchen! Kleinstes meiner Kinder! Komm morgen zurück, um dem obersten Priester
das Zeichen der Wahrheit zu bringen, um das er dich gebeten hat. Dann wird er
dir glauben und nicht mehr an deiner Botschaft zweifeln und dich auch nicht mehr
in seinem Herzen verdächtigen. Und sei dir dessen sicher, mein Söhnchen, dass
ich deinen Eifer gut entgelten werde. Ich werde dich für alle Mühe und Arbeit
belohnen, die du für mich auf dich genommen hast. Und nun geh, morgen werde ich
dich hier wieder erwarten.<
Am nächsten Tag aber, dem Montag, an dem Juan Diego jenes besondere Zeichen
erhalten und überbringen sollte, damit ihm geglaubt würde, kam er nicht zu ihr
zurück. Denn als er nachhause angelangt war, hatte er seinen Onkel schwer krank
vorgefunden. Der hieß Juan Bernardino und lag schon im Sterben. Sogleich hatte
er einen Arzt geholt, der trotz allen Bemühens nichts mehr ausrichten konnte, so
sterbenskrank war er. Als es Nacht wurde, bat ihn deshalb sein Onkel, er solle
doch eilends noch vor dem Morgengrauen nach Tlatelolco aufbrechen, um dort einen
Priester zu rufen, bei dem er beichten und sich auf seinen Tod vorbereiten
könnte. Bis in sein Herz hinein war er sich sicher, dass seine Stunde gekommen
war. Er würde nicht mehr aufstehen, er würde nicht mehr gesund werden.
So machte sich Juan Diego am Dienstag noch tief in der Nacht aus seinem Haus auf,
um in Tlatelolco einen Priester zu rufen. Als er freilich am Fuß des Tepeyac-Hügels
angekommen war, wo der Weg, den er üblicherweise ging, zwischen den Bergen auf
der Seite herauskommt, an der die Sonne untergeht, sagte er sich: >Bleibe ich
weiter geradeaus auf dem Weg, sieht mich womöglich die edle Dame. Bestimmt wird
sie mich dann wieder aufhalten, damit ich dem Kirchenfürsten das Zeichen bringe,
wie sie es mir aufgetragen hat. Zuerst aber muss ich jetzt unsere Trübsal
loswerden und den Priester rufen, auf den mein lieber Onkel doch so dringend
wartet.< Danach bog er sogleich um den Hügel herum, stieg bis zur Mitte der
Anhöhe empor und von dort hinüber zur anderen Seite. Hier wandte er sich dem
Sonnenaufgang zu, um schnell nach Mexiko zu gelangen. Jetzt sollte die Königin
des Himmels ihm nicht über den Weg kommen und ihn nicht aufhalten! Denn er
dachte, dass er dort, wo er den Umweg einschlug, nicht von der erblickt werden
könne, die doch immer überall alles sieht. Im selben Augenblick sah er sie vom
Gipfel des Hügels herabsteigen. Sie hatte ihn von dort beobachtet und erwartet,
wo sie ihn zuvor geschaut hatte. Sie kam zu der Seite herab, wo er nicht
ausweichen konnte, stellte sich ihm in den Weg und fragte: >Was ist, kleinster
meiner Söhne? Wohin lenkst du deine Schritte? Wo willst du hin?<
Doch Juan Diego - war er etwa zerknirscht? Schämte er sich oder reute es ihn?
War er vielleicht erschrocken und voller Furcht? - warf sich vor ihr nieder,
grüßte sie und sagte: >Ach, mein Kleines, mein liebes Töchterlein, mein Kind und
meine Königin! Wie wünsch ich mir, dass du Grund zur Freude hättest! Hast du
wohl gut geruht und den Tag gut angefangen? Und geht es auch deinem geliebten
Körperchen gut, meine Herrin, mein ehrwürdiges Kind? Ich bin traurig, dass ich
dein Gesicht und Herz bekümmern muss. Du musst nämlich wissen, mein kleines
Mädchen, dass es einem deiner armen Diener sehr schlecht geht. Das ist mein
Onkel. Eine schwere Krankheit hält ihn gefangen, die ihn sicher bald zum Tod
führt. Darum eile ich gerade zu deinem Heim nach Mexiko, wo ich einen der
Geliebten unseres Herrn rufen will, einen unserer Priester, dass er ihm Trost
spenden komme, die Beichte abnehme und ihn salbe. Denn in Wahrheit haben wir ja
nur das Licht der Welt erblickt, um einer guten Sterbestunde entgegenzugehen.
Wenn ich diese Pflicht erfüllt habe, werde ich gleich wieder zurück sein, um von
hier aus wieder loszugehen und die Worte deines Atems zu überbringen, meine
Herrin und mein liebes Kleines. Entschuldige mich also bitte! Hab noch ein wenig
Geduld mit mir. Ich werde dich nicht enttäuschen, mein Kind und meine teure
Tochter. Morgen schon werde ich wieder hier bei dir sein.<
Kaum hatte sie die Erklärung Juan Diegos gehört, da antwortete ihm die
barmherzige und immerwährende Jungfrau: >Höre, und nimm es dir zu Herzen,
kleinster meiner Söhne! Da ist nichts, das dich erschrecken soll! Nichts soll
dich betrüben und verzagen lassen. Dein Gesicht soll nicht bekümmert sein, und
auch nicht dein Herz! Fürchte weder diese Krankheit noch irgendeine andere
Krankheit, noch Angst oder Kummer. Bin ich denn nicht hier - ich deine Mutter?
Stehst du nicht in meinem Schutz und Schatten? Bin ich nicht die Quelle deiner
Freude? Bist du nicht in den Falten meines Mantels? Habe ich dich nicht in
meinem Arm? Was ist es, was dir sonst noch fehlt? Nichts soll dich mehr
ängstigen und verwirren! Auch die Krankheit deines Onkels soll dich nicht mehr
quälen und bedrücken. Er wird an ihr nicht sterben. Nimm das in deinem Herzen
sicher mit: Er ist schon gesund.< (Wie sich später herausstellte, genas sein
Onkel genau in diesem gleichen Augenblick.) Und während Juan Diego den Worten
aus dem Atem der Königin des Himmels noch lauschte, war er schon über alle Maßen
getröstet. Frieden und große Ruhe umfingen augenblicklich sein Herz. Und er bat
sie, ihn doch nun gleich zum Herrn Bischof auszusenden, um ihm das Zeichen zu
überbringen: ein Beweisstück zu seiner Hilfe, damit auch er glauben könne.
Da befahl ihm die himmlische Königin, zum Gipfel des Hügels hochzusteigen, wo er
sie zuvor gesehen hatte. >Steig auf den Gipfel des Hügels, kleinster meiner
Söhne!<, sagte sie. >Dort, wo du mich erblickt und meine Aufträge erhalten hast,
wirst du eine Fülle bunter Blumen blühen sehen. Pflücke und sammle sie, und lege
sie zusammen! Dann steig herab und bring sie hierher vor mein Angesicht!<
Sogleich ging Juan Diego den Hügel hinauf. Als er aber auf dem Gipfel ankam,
geriet er außer sich vor Staunen: Viele bunte und herrlich schöne kastilische
Rosen waren dort erblüht, mit weit geöffneten Blütenkelchen, in allen Farben und
Arten, obwohl ihre Zeit doch noch nicht gekommen war. Denn in dieser Jahreszeit
erstarrte doch alles vor bitterem Frost. Die Rosen aber verströmten den
zartesten Duft und schimmerten wie Perlen, benetzt von nächtlichem Tau.
Da begann er, sie zu pflücken, und sammelte sie in seinem umgeschlagenen Umhang.
Der Gipfel des Hügels war nun wirklich nicht der Ort, wo Blumen blühten. Nur
spitze Steine gab es da sowie Disteln, Dornen, Nopal-Kakteen und Mezquite-Bäume.
Bisweilen konnte man dort auch einige Kräuter sammeln, doch nicht im Dezember,
wo der Frost alles Leben vernichtet. Nun aber stieg er wieder herab und brachte
der Königin des Himmels die bunten Blumen, die er für sie pflücken gegangen war.
Als sie den Strauß erblickte, ordnete sie ihn mit ihren ehrwürdigen Händen,
legte ihn wieder in den Umhang zurück und sagte: >Mein kleinstes Söhnchen, diese
bunten Blumen sind das untrügliche Zeichen, das du dem Bischof bringen wirst.
Sag ihm von mir, dass er in ihnen meinen Wunsch erkennen und danach meinem
Willen und Verlangen stattgeben soll. Du bist mein Botschafter. Du hast mein
vollstes Vertrauen. Mit allem Nachdruck verlange ich von dir, nur in der
Gegenwart des Bischofs deine Tilma zu öffnen und ihm zu zeigen, was du bei dir
trägst. Erzähl ihm alles ganz genau! Wie ich dich auf die Anhöhe geschickt habe,
um Blumen zu pflücken. Erzähl ihm alles, was du gesehen und bewundert hast! So
wirst du bestimmt sein Herz überzeugen. Danach wird er tun, was er tun soll, und
mit der Errichtung meines Heiligtum beginnen, wie ich es verlangt habe.<
Die Himmelskönigin hatte ihm kaum ihren Auftrag erteilt, als er sich schon
aufmachte, direkt zur Dammstraße, die zu der Stadt Mexiko hinführt. Er ging
fröhlich seines Weges. Sein Herz war voller Frieden. Nun würde alles gut
ausgehen! Sorgfältig achtete er auf das, was er in seinem eingeschlagenen Umhang
mit sich trug. Dass ihm nur ja nichts herausfiele! Bei jedem Atemzug erquickte
ihn der Duft der erlesenen Blumen auf seinem Weg. Als er aber am Palast des
Bischofs ankam, traten ihm wieder gleich die Türhüter und die übrigen Diener
entgegen. Er bat sie dringend, dem hohen Kirchenmann seinen Wunsch vorzutragen,
vorgelassen zu werden. Doch sie ließen sich nicht darauf ein. Sie taten, als
verstünden sie ihn nicht. Vielleicht, weil es noch zu dunkel war. Vielleicht
aber auch, weil sie schon wussten, wie beharrlich er sie belästigen konnte.
Vielleicht hatten ihnen ja auch ihre Gefährten, die ihn am Tag zuvor bei ihrer
Verfolgung aus den Augen verloren hatten, schon von ihm erzählt.
So wartete er lange Zeit vergeblich, dass seinem Gesuch endlich stattgegeben
werde. Als sie ihn jedoch lange genug beobachtet hatten, barfuß, den Kopf
gesenkt, bewegungslos, nur auf seinen Aufruf wartend, und als sie schließlich
bemerkten, dass er in seinem hoch geknüpften Umhang etwas bei sich trug,
näherten sie sich ihm neugierig. Das wollten sie sehen und untersuchen. So ließ
Juan Diego sie endlich einen Blick auf die Blumen werfen, weil ihm klar wurde,
dass er seine Wundergabe vor ihnen nicht länger verheimlichen könne, um zu
vermeiden, dass sie ihn weiter belästigten oder gar hinauswarfen oder
verprügelten.
Bei diesem Anblick aber staunten sie auf Höchste verwundert. Es waren ja lauter
kastilische Rosen! Und es war doch gar nicht die Zeit ihrer Blüte! Wie frisch
sie waren! Wie herrlich weit sich ihre Kelche öffneten! Wie wunderschön! Und
welch wundervoller Duft! Doch als die Diener versuchten, nach ihnen zu greifen
und ihm einige Blumen zu entreißen, misslang es ihnen jedes Mal. Dreimal
versuchten sie es vergeblich. Sobald sie ihre Hand nach den Blumen ausstreckten,
waren diese nicht mehr greifbar. Da sahen sie plötzlich wie gemalt oder
aufgestickt aus oder wie in den Umhang eingenäht.
Sofort gingen sie zum Bischof, um ihm zu erzählen, was sie gesehen hatten.
Draußen stehe der kleine Indio, der schon mehrmals da war, und wünsche ihn zu
sprechen. Er warte jetzt schon sehr lange auf die Erlaubnis, zu ihm vorgelassen
zu werden. Als der Bischof das hörte, begriff er sofort, dass er wohl diesmal
das Zeichen der Wahrheit mit sich führen musste, mit dem er sein Herz von der
Ausführung jenes Werkes überzeugen wollte, das der Mann von ihm verlangte.
Unverzüglich wies er sie an, ihn vorzulassen.
Juan Diego warf er sich gleich vor ihm nieder, wie er es schon vorher getan
hatte. Und noch einmal erzählte er, was er gesehen und bewundert hatte, trug
noch einmal die erhaltene Botschaft vor und sprach: >Mein Herr und mein Gebieter,
nun habe ich alles getan, was du mir aufgetragen hast. Ich ging zu ihr hin - zur
Königin des Himmels, der Heiligen Maria und geliebten Gottesmutter - und habe
meiner Herrin und Gebieterin mitgeteilt, dass du nach einem Zeichen verlangst,
damit du mir Glauben schenken kannst, dass du ihr ein kleines Heiligtum an der
Stelle, wo sie es wünscht, bauen mögest. Außerdem sagte ich ihr, ich hätte dir
versprochen, mit einem Zeichen zurückzukommen. Du hättest von mir verlangt,
einen Nachweis für ihren Willen zu erbringen. Und sie hat das Wort deines Atems
wohl aufgenommen. Deine Bitte nach einem Zeichen und Beweis hat sie erfreut,
damit ihr geliebter Wille ausgeführt und vollendet werde. Noch in der Nacht hat
sie mir deshalb heute erneut aufgetragen, dich aufzusuchen. Und als ich sie
jetzt um den versprochenen Nachweis meiner Glaubwürdigkeit bat, kam sie dieser
Bitte augenblicklich nach. Sie schickte mich auf die Anhöhe, wo ich sie zuerst
gesehen hatte, um dort bunte kastilische Rosen zu pflücken. So tat ich es und
brachte sie ihr hinunter zum Fuß des Hügels. Sie nahm sie mit ihren Händen und
legte sie zurück in meinem Umhang, damit ich sie dir, dem ich sie überreichen
soll, persönlich bringen könne. Natürlich wusste ich sehr wohl, dass es kein Ort
ist, wo Blumen blühen. Dort auf der Anhöhe gibt es nur spitze Steine, Disteln
und Dornen in Hülle und Fülle, dazu Huizaches, Nopal-Kakteen und Mezquitebäume.
Dennoch habe ich weder gezweifelt noch gezögert. Oben auf dem Hügel angekommen,
fand ich die schönsten kastilischen Rosen in paradiesisch blühender Pracht,
voller Tau, glänzend, strahlend. Sogleich begann ich, sie zu pflücken. Dann
sagte sie mir, dass ich sie dir in ihrem Namen geben solle. Sie würden die
Wahrheit meiner Worte beweisen. Sie seien das Zeichen, das du verlangt hast, um
ihren geliebten Willen ins Werk zu setzen. Sie würden offenbaren: Meine Worte
und Botschaft sind wahr. Hier sind sie. Nimm sie nun entgegen.<
Und er breitete seinen weißen Umhang aus, in den er die Blumen eingeschlagen
hatte. Als die herrlichen Blumen jedoch zu Boden fielen, verwandelte sich der
Umhang augenblicklich in ein Zeichen. Plötzlich erschien das geliebte Bild der
immerwährenden Jungfrau und heiligen Maria auf dem Tuch, das Bildnis der Mutter
des heiligen Gottes, in der Form und Gestalt, wie sie jetzt noch unter uns ist.
Wie wir sie jetzt noch in ihrem geliebten Häuschen sehen, wo das Tuch in ihrem
Heiligtum auf dem Tepeyac aufbewahrt wird, der jetzt Guadalupe genannt wird.
Als der Bischof und die anderen, die dort versammelt waren, das sahen, fielen
sie vor Staunen auf die Knie. Dann standen sie wieder auf, um das Tuch zu
betrachten, von Verwirrung und Verwunderung überwältigt. Ein Gefühl der Trauer
erfasste sie. Unter Tränen bat der Bischof die Heilige Jungfrau um Vergebung,
dass er ihrem Willen nicht gleich entsprochen und ihrem Wort nicht geglaubt habe.
Und als er sich wieder aufrichtete, löste er den Umhang vom Nacken Juan Diegos,
wo er die Tilma verknotet hatte, auf der die Himmelskönigin ihm zum Zeichen
erschienen war. Er nahm sie an sich und brachte sie in seine Hauskapelle. Juan
Diego aber behielt der Bischof noch bei sich im Palast, bevor er am folgenden
Tag zu ihm sagte: >Nun auf, gehen wir, auf dass du mir die Stelle zeigst, wo die
Königin des Himmels will, dass wir ihr ein Heiligtum errichten.<
Gleichzeitig wies er schon an, Leute zu beauftragen, die den Bau errichten
sollten. Juan Diego zeigte nun den Ort, den ihm die Königin des Himmels gewiesen
hatte. Dann bat er darum, sich verabschieden zu dürfen. Denn er wollte seinen
Onkel Bernardino in seinem Haus besuchen, wo er ihn sterbenskrank zurückgelassen
hatte, um in Tlatelolco einen Priester holen zu gehen, der ihm die Beichte
abnehmen und ihn auf das Sterben vorbereiten sollte, bevor ihm die Königin des
Himmels eröffnet hatte, dass sie ihn schon geheilt habe. Aber sie ließen ihn
nicht allein gehen, sondern begleiteten ihn auf dem Heimweg.
Als sie zu seinem Onkel kamen, sahen sie gleich, dass er von seiner Krankheit
genesen war. Nichts schmerzte ihn mehr. Er wunderte sich allerdings sehr über
das Geleit seines Neffen und fragte ihn, wie er zu dieser Ehre komme. Da
erzählte ihm Juan Diego, wie ihm auf dem Tepeyac die Herrin des Himmels
erscheinen sei, nachdem er von seinem Haus aufgebrochen war, um einen Priester
für seine letzte Stunde zu rufen - und dass sie ihn stattdessen nach Mexiko zum
Bischof mit der Bitte geschickt habe, ihr ein Heiligtum auf dem Tepeyac zu
errichten. Ferner habe sie ihm gesagt, er möge sich nicht sorgen; seinem Onkel
gehe es schon wieder gut. Das habe ihn sehr getröstet. Da versicherte ihm sein
Onkel, dass alles wahr sei. Genau in jenem Augenblick sei er von der Jungfrau
geheilt worden, wobei er sie in derselben Gestalt wie sein Neffe erblickt habe.
Auch ihn habe sie aufgefordert, sich nach Mexiko-Stadt zum Bischof zu begeben,
um ihm zu offenbaren, was er gesehen habe, und zu berichten, auf welch
wunderbare Weise er von ihr geheilt worden sei. Und so solle ihr geliebtes Bild
immer angerufen und sie als die immerwährende und Heilige Jungfrau Maria von
Guadalupe verehrt werden.
Danach wurde Juan Bernardino zum Bischof geführt, damit er auch ihm berichtete,
um Zeugnis abzulegen. Der Bischof beherbergte und bewirtete ihn zusammen mit
seinem Neffen Juan Diego einige Tage in seinem Palast, während er bereits das
Heiligtum der Herrin und Königin auf dem Tepeyac errichten ließ, wo sie sich
Juan Diego gezeigt hatte. Das geliebte Bild der Königin des Himmels aber ließ
der Bischof in die Kathedrale überführen. Er selbst holte ihr geliebtes Bild aus
seiner Palastkapelle, wo es hing, damit alle es sehen und bewundern könnten. Und
wirklich alle Männer und Frauen der Stadt waren ohne Ausnahme tief erschüttert
angesichts des kostbaren Bildes, dessen göttliche Herkunft sie erkannten. Alle
trugen ihre Bitten und Sorgen vor, alle gerieten außer sich vor Staunen darüber,
auf welch wundervoll göttliche Weise die Mutter des Herrn erschienen war. Denn
wahrhaftig: kein Mensch der Erde hatte ihr geliebtes Bild gemalt«.