Ehe und
Zölibat sind verschiedene Darstellungen der Einheit von Christus und
Kirche, sagte der Regensburger Bischof bei der Diakonenweihe.
Tiefster
Grund für den Zölibat seien nicht pragmatische Überlegungen, sondern
die Darstellung der Liebe Christi, des „Guten Hirten“ für seine Herde
in der Lebensform des Priesters. Dies hob der Regensburger Bischof
Gerhard Ludwig Müller in der Amberger Pfarrei Hl. Dreifaltigkeit am
Samstag, 13. Dezember, bei der Weihe von sechs Priesteramtskandidaten
zu Diakonen hervor. Die Lebensform des Priesters, zu der die Diakone
im kommenden Jahr geweiht werden, sei keine Abwertung von Ehe und
Familie.
Beide
Lebensformen seien vielmehr elementare christliche Lebensweisen und
verschiedene Darstellungen der Einheit von Christus und der Kirche.
Den Vorwurf, sowohl die lebenslange Ehe als auch die „Ehelosigkeit um
des Himmelreiches willen“, seien „nicht lebbar“, wies der Bischof
entscheiden zurück. Beide Lebensformen könnten aus dem Glauben und
seiner Kraft heraus gelebt werden. So gehe es beim Zölibat ja nicht um
ein „auf sich selbst bezogenes Single-Dasein“, sondern um ein Leben
aus einer tiefen Beziehung zu Christus und der Kirche als
entscheidende Kraftquellen für diese Lebensform.
„Ihr sollt
heute nicht eine Funktion übernehmen, einen Arbeitsplatz, an dem ihr
arbeitet und mit 65 Jahren in den verdienten Ruhestand geht. Ihr
werdet heute vielmehr eine Weihe empfangen. Damit werdet ihr
einbezogen in das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes“, sagte Müller.
„Sie werden heute geweiht, damit sie Christus als den Hirten der
Kirche repräsentieren, damit so durch diesen Dienst die Kirche
aufgebaut wird, dass die Kirche als die Herde Gottes geleitet wird,
dass wir als die Gemeinschaft der Hörenden durch sein Wort bestärkt
werden und durch die Sakramente wirklich in das Mysterium des
lebendigen Gottes einbezogen werden!“
Christus
selbst habe das Weihesakrament gestiftet, indem er aus der großen
Schar der Jünger die Apostel berufen hat. Diesen Aposteln habe er die
Vollmacht gegeben, in der Kraft des Heiligen Geistes zum Heil der
ganzen Kirche zu wirken. Das Apostelamt habe sich dann entfaltet, als
die Ortskirchen entstanden sind. Durch das Wirken des Heiligen Geistes
habe es sich so gefügt, dass in jeder Ortskirche einer unter den
Amtsträgern damit beauftragt ist, als Bischof die Einheit der
Amtsträger darzustellen. Auch die Apostel seien als Gemeinschaft, als
„die Zwölf“, berufen worden. Alle Auftragsworte mit Ausnahme derer an
Petrus, der an der Spitze der sichtbaren Kirche steht, seien auch an
diese Gemeinschaft gerichtet. Zusammen mit dem Bischof wirke so die
Gemeinschaft der Priester und diesen zugeordnet die Diakone.
Zölibat
keine Abwertung der Ehe
Bei der
Diakonatsweihe versprechen die zukünftigen Priester auch die
„Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen“, den „Zölibat“. Diese
Lebensform, die tief in die Existenz des Menschen eingreift, sei nicht
nur pragmatisch oder historisch zu begründen, erläuterte Müller. Die
eigentliche theologische Begründung aus den Quellen des Christentums
gehe auf Jesus selbst zurück. Jesus selbst habe hervorgehoben, dass es
Menschen gibt, die um des Himmelreiches Willen freiwillig ehelos leben
und auf das hohe Gut der Ehe verzichten um, wie der Apostel Paulus
sagt, ganz für die Sache des Herrn da zu sein.
Dabei hebe
der Apostel Paulus zugleich hervor, dass auch die Ehe eine
authentische christliche Lebensform ist. Die Formulierung, dass die,
die heiraten, es „im Herrn tun“ sollen, mache deutlich, dass auch die
Ehe eine geistliche Wirklichkeit und ein Weg zu Gott ist. Wer als
Priester ehelos lebt, der tue es nicht aus einer Verachtung für einen
Lebensstand. Der positive Grund sei vielmehr die Berufung durch Gott
für genau diesen Weg. Diese Berufung müsse in der Freiheit des Willens
und der Bereitschaft des Herzens innerlich angenommen werden.
Ein solches
Charisma, eine solche Berufung, sei keine für immer unveränderliche
Größe, sondern müsse sich im Leben entwickeln, betonte der Bischof.
„Sie muss sich im Dialog, im ständigen geistlichen Leben mit Jesus
Christus entwickeln, an dessen Ende der Mensch erkennt: Ja, Jesus
beruft mich und er gibt mir auch die Gnade und die Kraft, diesen Weg
zu gehen.“