Komm, Heiliger Geist, Geist der Wahrheit
und der Liebe, erleuchte unsern Verstand, stärke unseren Willen, wohne
in unserem Gedächtnis und führe uns ein in die ganze Wahrheit. Führe
uns zu Christus, unserem Herrn. Amen. — Heiliger P. Pio – bitte für
uns.
I.
Heute ist ein ganz besonderer Tag. Es ist
der Tag der Heiligsprechung von Padre Pio. Ich glaube, es fügt sich
gut, dass das letzte Thema unserer Katechesen dieses Jahres das ist,
was P. Pio so einzigartig darstellt: die Heiligkeit. "Gerecht gemacht
durch Gott" – Berufung zur Heiligkeit. Beides: "Gerecht gemacht durch
Gott" (vgl. Röm 8,30), die sogenannte Frage der Rechtfertigung, und
die Berufung zur Heiligkeit, wird in besonderer Weise durch P. Pio
sichtbar gemacht. Ich darf deshalb mit besonderer Freude zuerst etwas
über P. Pio sagen. – Nicht, dass Sie nicht besser Bescheid wüssten
über ihn! – Ich schließe mich einfach den vielen Hunderttausenden an,
die heute in Rom bei der Heiligsprechung von P. Pio durch Papst
Johannes Paul II. dabei waren, oder den vielen Millionen, die es über
das Fernsehen miterlebt haben. Es ist schon faszinierend, welche
Popularität dieser nun heiliggesprochene Kapuzinerpater aus
Pietrelcina, der den Großteil seines Lebens in dem kleinen
Kapuzinerkloster in S. Giovanni Rotondo bei Foggia verbrachte, heute
hat. Mehr Pilger gehen heute an das Grab des P. Pio als nach Lourdes,
7 Millionen schätzt man im Jahr. Überall in Italien, besonders in
Italien aber auch weltweit, begegnet man einer großen Liebe zu P. Pio.
Ich hatte selber das Glück, P. Pio zu
sehen, zu erleben bei einer Wallfahrt mit unserer Heimatpfarre im Jahr
1961. Ich war damals sechzehnjährig und eher kritisch allen diesen
Phänomenen gegenüber, wie man halt mit sechzehn eher zurückhaltend
ist, wenn es um so begeisterte süditalienische Frauen geht, die an der
Tür der Kirche sich streiten, wer den ersten Platz haben kann und
hineinstürmen in die Kirche unter Hintanstellung jeglicher Formen der
Nächstenliebe, wenn man das sieht und dann die vielen Devotionalien,
die rund um dieses Kloster damals schon zu finden waren, P. Pio mit
Schnee und P. Pio auf dem Thermometer und P. Pio überall. Als wir dann
aber in der Kirche waren sehr früh am Morgen und die Messe begonnen
hat – ja, ich glaube ich kann sagen, ich habe nie in meinem Leben mehr
so eine Messe erlebt, so zelebrieren gesehen wie P. Pio dieses eine
Mal, wo ich dabei sein konnte. Das war wohl für zahllose Menschen der
unvergessliche Eindruck dieses einfachen Kapuzinerpaters, wie er die
hl. Messe gefeiert hat. Wenn man ihn gesehen hat, beim Offertorium,
der Darbringung der Gaben, bei der Wandlung, bei der Kommunion, hatte
man den unwiderstehlichen Eindruck: Das ist absolut wirklich, was da
geschieht, das ist nicht ein äußerer Ritus, an dem jemand äußerlich
teilnimmt, sondern das Geschehen. Was das Sakrament bezeichnet, das
geschieht: das Opfer Christi, das er in den Stigmaten, den Wundmalen,
an seinem eigenen Leib mitgelebt hat und das er in der Feier der Messe
so deutlich sichtbar gemacht hat.
Beichten gehen konnte ich nicht bei ihm,
denn man musste italienisch können, und das konnte ich damals nicht.
Aber ich habe von vielen Berichte gehört, die bei ihm beichten waren,
und auch da das Unvergleichliche seiner Aufmerksamkeit, seines Humors
aber auch seiner unerbittlichen Strenge, wenn es um die Bekehrung
ging, um die Reue, und seine grenzenlose Barmherzigkeit, wenn er auch
nur eine Spur von Reue gespürt hat.
Die Stigmaten, die Wundmale, hat er
fünfzig Jahre lang an seinem Leib getragen hat. Er ist zwei Tage nach
dem fünfzigsten Jahrestag seiner Stigmatisierung gestorben, im Jahr
1968. Sicher war das ein Grund, warum Menschen neugierig waren, nach
S. Giovanni Rotondo zu gehen. Aber es war noch etwas anderes: die
erschütternde, bewegende und zur Umkehr aufrüttelnde Begegnung mit der
Liebe Christi.
Dann seine intensive Liebe zu den Armen
und zu den kleinen, die Ströme an Spendengeldern, die zu ihm kamen,
hat er verwendet, um ein riesiges Spital zu bauen, "Casa sollievo
della sofferenza", das "Haus zur Erleichterung der Leiden", ein
prachtvolles Spital, das immer noch vergrößert wird, mit den besten
Ärzten, eines der besten Italiens. Er wollte, dass die Armen dort
behandelt würden wie Christus selber, mit der größten Zuvorkommenheit
und mit der besten medizinischen Pflege.
Dann die vielen Zeichen seiner Nähe, die
so viele Menschen erfahren haben, die Erfahrung, dass der Himmel nahe
ist, dass die Heiligen bei uns sind, außerordentliche Phänomene immer
wieder erlebt, der Duft, der seine Gegenwart angezeigt hat, seine
Erscheinungen, seine vielfach bezeugten Bilokationen aber auch vor
allem die vielen, vielen Erfahrungen konkreter, einfacher, täglicher
Hilfe des Himmels. Alles das ist Grund zu großer Freude und zu
Dankbarkeit, dass Gott uns auch heute Zeichen seiner Nähe schenkt.
II.
Aber versuchen wir jetzt, das zur
Glaubenslehre hin zu wenden, zur Frage: Was ist das eigentlich,
Heiligkeit und das, was ihr voraufgeht, was sie voraussetzt, ohne das
die Heiligkeit nicht möglich ist, nämlich die Rechtfertigung?
Rechtfertigung und Heiligkeit, beides gehört eng zusammen. Wir alle
sind berufen, heilig vor Gott zu sein, weil Gott heilig ist. Aber das
können wir nur, wenn wir vor Gott gerechtfertigt sind, also wenn wir
vor Gottes Angesicht Bestand haben. Das ist zweifellos eine sehr
dramatische Frage. Können wir vor Gott Bestand haben? Hat unser Leben
vor Gott Bestand? Wir erinnern uns an die Szene aus dem Evangelium von
dem Pharisäer und dem Zöllner, dem Pharisäer, der betet voller Dank
für all das Gute, das er tut, für die Frömmigkeit in seinem Leben, und
dass er nicht so ist wie dieser Sünder dort hinten; der Sünder, der
Zöllner, der die Augen nicht zu heben wagt und nur bittet um die
Barmherzigkeit Gottes mit ihm armen Sünder. Dann sagt Jesus: Jener
ging gerechtfertigt nach Hause, dieser nicht (Lk 18,9-14). Was heißt
das, "gerechtfertigt"? Was heißt das, so vor Gott zu stehen, dass wir
vor ihm bestehen können?
Wir haben heute in der zweiten Lesung
dieses Sonntags (11. Sonntag im Jahreskreis), es war die Lesung aus
dem Römerbrief (5,6-11), gehört: "Wir sind jetzt durch sein (Christi)
Blut gerecht gemacht. Umso mehr werden wir vor dem Gericht Gottes
gerettet werden" (5,9). Durch sein Blut gerecht gemacht, also können
wir vor dem Gericht Gottes bestehen – was heißt das? Ich versuche
zuerst das Thema Rechtfertigung anzunähern, dann im zweiten Teil der
Katechese, die Frage der Heiligkeit.
Ein indischer Jesuit, Anthony de Mello,
der viele Bücher geschrieben hat, die viel gelesen werden, die meisten
sind auf deutsch übersetzt, hat folgende Geschichte niedergeschrieben.
Ich weiß nicht, ob er sie erfunden hat oder ob sie ihm berichtet
wurde. Er schreibt: "Es ist eine Geschichte von einer Frau, die
glaubte sie habe Erscheinungen Gottes. Also ging sie zum Bischof, um
sich von ihm Rat zu holen. Der Bischof legte ihr nahe: ‚Sie mögen an
Erscheinungen glauben. Haben Sie aber dafür Verständnis, wenn ich als
Bischof der Diözese darüber entscheide, ob ihre Erscheinungen echt
oder falsch sind.‘ Die Frau entgegnete: ‚Durchaus, Exzellenz.‘ – ‚Sie
werden also tun, was ich von ihnen verlange?‘ – ‚Das werde ich,
Exzellenz.‘ – ‚Also hören Sie gut zu: Wenn Sie sagen, dass Gott Ihnen
erschienen ist und er Ihnen das nächste Mal erscheint, werde Sie eine
Probe machen. Dadurch werde ich wissen, ob es wirklich Gott ist.‘ –
‚Einverstanden, Exzellenz. Aber wie geht die Probe?‘ – ‚Sagen Sie zu
Gott: Bitte, offenbare mir die persönlichen und privaten Sünden des
Herrn Bischofs! Wenn es wirklich Gott ist, der Ihnen erscheint, wird
er Ihnen meine Sünden offenbaren. Dann kommen Sie wieder und erzählen
mir alles – aber sonst niemandem! In Ordnung?‘ – ‚Ich werde alles so
machen, Exzellenz.‘ Einen Monat später bat die Frau erneut um einen
Termin beim Bischof. Er fragte sie: ‚Und, ist Gott Ihnen wieder
erschienen?‘ – ‚Ich glaube schon, Exzellenz.‘ – ‚Und haben Sie ihm die
Frage gestellt, so wie ich es Ihnen gesagt habe?‘ – ‚Gewiss,
Exzellenz.‘ – ‚Und was hat Gott gesagt?‘ – ‚Gott sagte mir: Geh zum
Bischof und teile ihm mit, dass ich alle seine Sünden vergessen habe‘"
(Die Fesseln lösen, Freiburg 1994, 11-12).
Ich fand diese Geschichte beim ersten
Lesen sehr sympathisch. Es wäre sehr schön, wenn Gott alle meine
Sünden vergessen hätte. Aber beim Nachdenken und beim Vorbereiten
dieser Katechese kamen mir dann Zweifel. Irgendetwas lässt mich
zweifeln, ob Gott dieser Frau das wirklich gesagt haben kann und ob
ich jetzt überzeugt wäre, dass Gott zu ihr gesprochen hat. Ich glaube
nicht, dass es so ist. Ja, ich hoffe sogar, dass es nicht so ist. Hat
Gott meine Sünden vergessen? Wenn Gott meine Sünden vergessen hat, ist
das vielleicht gut. Aber hilft es mir? Denn ich habe sie nicht
vergessen. Es ist vielleicht gut für mich, wenn ich mir denken kann,
Gott hat sie vergessen. Aber was ist dann mit meinem Gewissen? Nein,
ich glaube, es ist nicht wünschenswert, dass Gott meine Sünden
vergisst, sondern dass er sie vergibt. Hätte er sie vergessen, dann
wären sie nicht mehr in seinem Gedächtnis, aber wohl in meinem
Gedächtnis. Ich stünde zwar vor Gott gut da, aber vor mir selber hätte
sich nichts geändert. Nun will ich natürlich die Möglichkeit
miteinschließen, dass Anthony de Mello, der diese Geschichte erzählt,
damit einfach sagen wollte, was bereits der Prophet Jesaja von Gott
her sagt: "Ich werfe eure Sünden hinter mich", sozusagen hinter meinen
Rücken (Jes 38,17). Ich schaue sie nicht mehr an. – Aber ich glaube,
dass hier etwas fehlt. Beim Nachdenken über die heutige Katechese war
mir die heutige Lesung aus dem Römerbrief eine große Hilfe. Denn ich
glaube, dort steht etwas anderes, als dass Gott meine Sünden vergessen
hätte.
"Brüder und Schwestern!", so heißt es
dort, "Christus ist schon zu der Zeit, da wir noch schwach und gottlos
waren, für uns gestorben. Dabei wird nur schwerlich jemand für einen
Gerechten sterben; vielleicht wird er jedoch für einen guten Menschen
sein Leben wagen. Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, daß
Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Nachdem wir
jetzt durch sein Blut gerecht gemacht sind, werden wir durch ihn erst
recht vor dem Gericht Gottes gerettet werden." – Ich habe diesen Satz
bereits zitiert – "Da wir mit Gott versöhnt wurden durch den Tod
seines Sohnes, als wir noch (Gottes) Feinde waren, werden wir erst
recht, nachdem wir versöhnt sind, gerettet werden durch sein Leben." –
Durch seinen Tod versöhnt, durch sein Leben gerettet! – "Mehr noch,
wir rühmen uns Gottes durch Jesus Christus, unseren Herrn, durch den
wir jetzt schon die Versöhnung empfangen haben" (Röm 5,6-11).
Ich glaube, das ist etwas anderes als das,
was in der Geschichte von Anthony de Mello zu lesen ist. Ich möchte
jetzt nicht auf die Jahrhunderte alte Kontroverse um die
Rechtfertigungslehre eingehen, die Katholiken und Protestanten seit
dem 16. Jahrhundert immer wieder getrennt und gegeneinander gestellt
hat. Ich möchte versuchen, ein wenig weiter zu fragen: Was ist das
eigentlich, Rechtfertigung durch das Blut Christi? "Gerecht gemacht
durch sein Blut"? Ich glaube, das ist doch etwas anderes, als dass
Gott einfach unsere Schuld vergessen hätte oder, wie es in der
Auseinandersetzung zwischen Protestanten und Katholiken immer wieder
hieß, dass er uns freigesprochen hätte. Zweifellos hat er auch
freigesprochen, aber das entscheidende ist, dass er uns versöhnt hat,
dass also etwas mit uns anders geworden ist, nicht nur dass er
vergessen hätte, was wir an Sündenlast auf unseren Schultern tragen,
sondern dass er diese Last weggenommen hat. Er hat uns wirklich
versöhnt und uns neues Leben geschenkt und das ohne jegliches
Verdienst von unserer Seite – "also wir noch Feinde waren" – reines
Werk der Gnade, ohne dass wir es verdient hätten.
Ich glaube, hier liegt etwas zutiefst
Neues im christlichen Glauben, das schon im Alten Testament
vorbereitet ist, dann in Christus ganz offenbar geworden ist. Man sagt
immer wieder, und ich glaube, daran ist etwas Richtiges, dass die
Religionen, die anderen Religionen, die nichtchristlichen Religionen
alle in der einen oder andern Form Wege zeigen, wie wir uns Gott
nähern können oder dem Göttlichen, wie wir durch Werke des Kultes,
durch Opfer, durch Gebet, durch Buße Gott oder die Götter gnädig
stimmen können, wie wir sie mit uns versöhnen können. Die Götter, der
Gott, das Göttliche ist durch unser Sündigen erzürnt. Wir müssen
Leistungen erbringen, menschliche Anstrengungen, um Gott mit uns zu
versöhnen. Die biblische Sicht ist eine ganz paradoxe Umkehrung davon.
Nicht wir tun etwas, um Gott zu versöhnen, sondern er tut
unbegreiflicherweise etwas, um uns mit sich zu versöhnen. Er hat die
Initiative, in völliger Freiheit. Ganz souverän unternimmt er etwas,
um uns wieder zu sich zu bringen. Er reißt die Trennwand zwischen uns
und ihm nieder. Er versöhnt uns mit sich.
Da heißt es zum Beispiel, wieder im
Römerbrief – der Römerbrief ist der große Brief des Apostels Paulus
über das Thema der Rechtfertigung – im 3. Kapitel: "Denn es gibt
keinen Unterschied: Alle haben gesündigt [Heiden und Juden] und die
Herrlichkeit Gottes verloren" (Röm 3,22-23). Dann sagt Paulus: "Ohne
es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die
Erlösung in Christus Jesus. Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu
leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch Glauben" (24-25). Wenn
wir diese Stelle ganz genau übersetzen, müssten wir eigentlich sagen:
"Gott hat ihn zum Sühneinstrument gemacht, das wir durch den Glauben
ergreifen können." Nicht wir zeigen Gott Werke der Versöhnung, sondern
Gott schenkt uns nicht nur seine Vergebung, er vergisst nicht unsere
Sünden, sondern er vergibt sie uns, indem er uns noch dazu ein
Instrument in die Hand gibt, mit dem wir neu mit ihm in Gemeinschaft
treten können. Dieses Instrument, das wir im Glauben ergreifen können,
ist das Blut Jesu Christi. Weiter sagt Paulus: "So erweist Gott seine
Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit
seiner Geduld, begangen wurden; er erweist seine Gerechtigkeit in der
gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen, daß er gerecht ist und den gerecht
macht, der an Jesus glaubt" (25-26). Er ist gerecht und er macht
gerecht, er macht uns gerecht, wenn wir im Glauben Jesus Christus
ergreifen.
III.
Gott versöhnt uns mit sich. Er schafft
also Sühne. Es ist eine völlige Umkehr der Perspektive. Nicht unsere
Leistung besänftigt Gott, sondern seine zuvorkommende Liebe schafft
uns neu. Sehen wir uns ein wenig an, wie das eigentlich geschieht. Der
erste Schritt der zuvorkommenden Gnade in unserem Leben ist die Taufe.
Natürlich können wir sagen, die Taufe ist nur möglich, weil Gott uns
immer schon zuvor gekommen ist, indem er seinen Sohn für alle Menschen
geschenkt hat. Aber in der Taufe wird uns das zugewendet.
Heute durfte ich zu meiner Freude, was im
Leben eines Bischofs nicht so oft vorkommt wie im Leben eines
Pfarrers, in einem Gemeindegottesdienst Zwillinge taufen. Sie waren
äußerst brav und still. Es war eine große Freude im Glauben zu wissen,
was da geschieht. Padre Pio hatte eine große Freude, Kinder zu taufen.
Er hat das immer wieder und oft gemacht. Offensichtlich war ihm sehr
bewusst, in einer Weise, wie wir es vielleicht gar nicht so tief
erfassen, was in der Taufe geschieht. Diese zuvorkommende Gnade wird
in ein Leben hineingesenkt und ist sozusagen wie ein positives
Vorzeichen für das ganze Leben. Darum ist die Katholische Kirche auch
so entschieden für die Kindertaufe, weil die Taufe immer zuvorkommende
Gnade ist, immer sind wir Empfänger, ob bewusst oder unbewusst, ob wir
schon im erwachsenen Glauben dazu ja sagen können, oder ob es unsere
Eltern und Paten für uns tun. Immer kommt uns die Gnade zuvor. Sie
stellt uns schon hinein in einen Raum des Angenommenseins des neuen
Lebens.
Gerade bei der Kindertaufe wird uns
bewusst, wie sehr die Gnade Vorgabe ist, Rechtfertigung pur, könnte
man sagen, ohne irgendeine Vorleistung von unserer Seite. Freilich,
diese zuvorkommende Gnade, die bei der Kindertaufe besonders deutlich
wird, aber die bei der Erwachsenentaufe nicht anders zuvorkommend ist,
hat zum Ziel unser Mitwirken. Wenn Gott uns rechtfertigt durch Jesus
Christus, durch sein Blut in der Gnade der Taufe, dann ist das ein
Appell, ein Hindrängen in unserem ganzen Leben, dass wir auf diese
Gnade antworten. Die Antwort auf diese Gnade heißt Bekehrung,
Bekehrung als Dauerauftrag. Es genügt nicht, zu sagen, ich habe mich
mit achtzehn oder mit fünfzehn oder mit siebenundzwanzig bekehrt und
damit ist alles geregelt.
Im Katechismus heißt es: "Das erste Werk
der Gnade des Heiligen Geistes ist die Bekehrung, die die
Rechtfertigung bewirkt, wie Jesus zu Beginn des Evangeliums sagt:
‚Kehrt um! Das Himmelreich ist nahe‘ (Mt 4,17). Der Mensch wird von
der Gnade bewogen, sich Gott zuzuwenden und von der Sünde Abstand zu
nehmen" (KKK 1989). Es geht also um die Vorgabe, die uns zur Annahme
drängt. Die Rechtfertigung, so sagt das Konzil von Trient, das auf die
Herausforderung der Reformation geantwortet hat, besteht darin, dass
mir nicht nur die Sünden vergeben sind, sondern dass auch Heiligung
und Erneuerung des inneren Menschen geschieht (Dekret über die
Rechtfertigung, Kap. 7; KKK 1989). – Nicht nur vergessen, nicht nur
nicht anrechnen, sondern eine innere Verwandlung geschieht durch die
Rechtfertigung. – Die Rechtfertigung, so sagt der Katechismus weiter,
"löst den Menschen von der Sünde, die der Liebe zu Gott widerspricht,
und reinigt sein Herz. Die Rechtfertigung erfolgt auf die Initiative
der Barmherzigkeit Gottes, der die Vergebung anbietet. Sie versöhnt
den Menschen mit Gott, befreit von der Herrschaft der Sünde und heilt"
(KKK 1990).
Aber die ganze Dynamik dieses Geschehens
verlangt, dass wir darauf antworten. Deshalb sagt der Katechismus:
"Die Rechtfertigung besteht zugleich darin, dass man durch den Glauben
an Jesus Christung die Gerechtigkeit Gottes aufnimmt. ‚Gerechtigkeit‘
besagt hier die Geradheit der göttlichen Liebe" (KKK 1991) – die
Antwort der Liebe auf die uns geschenkte Liebe. Deshalb heißt
Rechtfertigung immer auch, dass wir zur Zusammenarbeit mit Gott
eingeladen sind. Eine "Synergie" soll entstehen, wie man heute in der
Wirtschaft sagt, ein Zusammenwirken, das Zusammenwirken von Gottes
Gnade und menschlicher Freiheit. Aber, das ist eine Erfahrung, die wir
alle machen, wenn wir auf das Spiel der Gnade eingehen, dieses
Zusammenwirken mit der Gnade Gottes ist noch einmal ein Geschenk. Wenn
ich auf die Anregung des Heiligen Geistes eingehe, wenn ich auf Gottes
Liebe antworte, dann weiß ich, diese Antwort ist noch einmal Geschenk.
Aber sie ist mir geschenkt, dass ich sie gebe. Darum sagt noch einmal
das Konzil von Trient, das sich mit dieser so großen Frage der
Reformation auseinandergesetzt hat: "Wenn Gott durch die Erleuchtung
des Heiligen Geistes das Herz des Menschen berührt, bleibt einerseits
der Mensch nicht ganz untätig, denn er nimmt ja jene Eingebung auf,
die er auch ablehnen könnte; anderseits kann er sich doch nicht aus
freiem Willen heraus ohne die Gnade Gottes zur Gerechtigkeit vor ihm
erheben" (Dekret über die Rechtfertigung, Kap. 5).
Auch deine Antwort der Liebe auf die Liebe
Gottes ist noch einmal Geschenk der Liebe Gottes. Wir beten deshalb in
der Präfation der Heiligen: "Wenn du ihre Verdienste krönst, krönst du
das Werk deiner Gnade." Die Heiligen bezeugen, dass alles, was sie an
Liebe auf die Liebe Gottes antworten, noch einmal geschenkt ist. Aber
es ist ein echtes Zusammenwirken.
Nun kommen wir zum Abschluss dieses ersten
Teils auf eine erstaunliche Formulierung. Sie stammt vom hl.
Augustinus und scheint fast in ihrer Größe übertrieben. Aber sie steht
im Katechismus. Der hl. Augustinus sagt einmal: "Die Rechtfertigung
des Gottlosen ist ein größeres Werk als die Erschaffung des Himmels
und der Erde." Das Wunder der Bekehrung ist etwas Größeres selbst als
die Erschaffung von Himmel und Erde, das Wunder der Gnade. Er
begründet das damit: "Himmel und Erde werden vergehen, aber das Heil
und die Rechtfertigung der Auserwählten werden für immer bleiben"
(Auslegung zum Johannesevangelium 72,3). Im Grunde hat der hl. Paulus
schon etwas ganz Ähnliches gesagt, im 2. Korintherbrief: "Der Gott,
der gesagt hat, aus der Finsternis soll Licht aufstrahlen, er ist in
unserem Herzen aufgestrahlt zur Kenntnis der Herrlichkeit Gottes auf
dem Antlitz Christi" (2 Kor 4,6). Was sagt da Paulus? Der Gott, der
gesagt hat: Es werde Licht!, der die Welt erschaffen hat, er hat ein
noch größeres Werk getan, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, so
dass wir ihn erkennen, dass wir die Herrlichkeit Gottes auf dem
Antlitz Christi erkennen. Die Gnade der Rechtfertigung, sie macht also
etwas Größeres, als nur dass Gott vergäße, was wir getan, gesündigt
haben. Sie lässt den inneren Menschen neu werden. Sie bringt mit sich
ein wirklich neues Geschöpf. Wenn wir die Gnade der Umkehr erfahren,
auch wenn sie in unserem irdischen Weg noch nie endgültig und
vollkommen ergriffen ist, so machen wir doch die Erfahrung auf diesem
Weg: Es gibt kein größeres Glück, als umzukehren zum lebendigen Gott.
Das ist das Wunder der Rechtfertigung.
IV.
Damit sind wir bei der Frage, was
eigentlich Heiligkeit ist. Was macht den Menschen heilig? Heiligkeit,
können wir ganz knapp zusammengefasst sagen, ist nichts anderes, als
das Ziel unseres Lebens zu erreichen. Wir alle erbitten von Gott
füreinander, dass wir das Ziel unseres Lebens erreichen. Was ist das
Ziel unseres Lebens? Wenn wir am Ende dieser Katechesen über die
sittlichen Grundlagen, die Grundlagen der christlichen Sittlichkeit
noch einmal nach dem Ziel unseres Lebens fragen, denn die ganze
Sittlichkeit hat ja nur den Sinn, uns hinzuorientieren auf unser
letztes Ziel, dann sollen uns die Worte des Apostels Petrus noch
einmal diesen Weg zeigen. Petrus sagt in seinem ersten Brief:
"Deshalb umgürtet euch, und macht euch
bereit! Seid nüchtern, und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die
euch bei der Offenbarung Jesu Christi geschenkt wird. Seid gehorsame
Kinder, und laßt euch nicht mehr von euren Begierden treiben wie
früher, in der Zeit eurer Unwissenheit. Wie er, der euch berufen hat,
heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden. Denn es
heißt in der Schrift: Seid heilig, denn ich bin heilig" (1 Petr
1,13-16).
Was ist also Heiligkeit? Ich möchte zuerst
fragen: Was ist das Wesen der Heiligkeit?, dann die Frage: ist das
möglich für uns hier alle, die wir hier sind, ist dieser Weg möglich?,
und drittens abschließend vier Schritte zu diesem Ziel aufzeigen.
1. Was ist Heiligkeit? Nichts anderes als
die Verwirklichung unseres Lebenszieles. Gott hat uns, so sagt die
erste Seite der Bibel, nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen. In
dem Maß, wie wir diesem Bild ähnlich werden, gelangen wir zum Ziel
unseres Lebens. Ein Heiliger, das ist ein Mensch, der das Bild Gottes,
das er in sich trägt, verwirklicht hat, indem es sozusagen entwickelt
wurde, indem es sich zur vollen Ähnlichkeit mit dem Urbild entfalten
konnte. Der Heilige ist ein lebendiges Bild Gottes. Konkret heißt das,
Christus ähnlich werden, denn Christus ist das vollkommene Bild
Gottes. Von der hl. Katharina von Siena berichtet ihr Beichtvater, der
sel. Raimund von Capua, Dominikaner, Ordensgeneral des
Dominikanerordens, er habe gelegentlich bei der Beichte das Gesicht
der Katharina sich wandeln gesehen und Christus in ihr gesehen. Ich
glaube, das ist das Geheimnis der Heiligkeit.
Noch einmal der Römerbrief, jetzt im 8.
Kapitel: "Wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum
Guten führt ... denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch
im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes
teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei. Die
aber, die er vorausbestimmt hat, hat er auch berufen, und die er
berufen hat, hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht
hat, die hat er auch verherrlicht" (Röm 8,28-30).
2. Alle sind wir dazu berufen. Mit der
Erschaffung nach dem Bild Gottes ist die Berufung gegeben, dieses Bild
zu verwirklichen. Ist das möglich? Wenn ich in die erzbischöfliche
Bibliothek schaue, dort gibt es in der alten Bibliothek ein
monumentales Werk, es heißt die Acta Sanctorum. Fleißige Jesuiten
haben im 17. Jahrhundert begonnen, alles zu sammeln, was man über das
Leben der Heiligen nur irgendwie auftreiben konnte. Es sind, glaube
ich, dreißig dicke Folio-Bände, entstanden im Lauf von drei, vier
Jahrhunderten. Wenn man hineinschaut in diese Acta Sanctorum, etwa zum
heutigen 16. Juni, ist es umwerfend, die unfassbare Zahl an Heiligen,
die es nur an diesem heutigen Tag gibt. Einen kleinen Auszug davon
finden Sie in dem inzwischen neu im Auftrag des Papstes
herausgegebenen sogenannten Martyrologium Romanum. Da stehen unter dem
16. Juni allein dreizehn Heilige. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt,
in den Acta Sanctorum sind es 30, 40, 50 Heilige jeden Tag [am 16.
Juni. 39 namentlich erwähnt und 404 gallische Märtyrer]. Das sind nur
die, die in den Kanonisationsverfahren oder in den Märtyrerakten
belegt sind. Aber die Zahl der Heiligen ist natürlich unvergleichlich
größer, die Gott allein kennt und die im Himmel ganz groß sind.
Es ist möglich, ganz offensichtlich.
Allein das 20. Jahrhundert hat zweifellos die größte Zahl an
Märtyrern, die es überhaupt in der christlichen Geschichte gegeben
hat. Nach dem Auftrag des Heiligen Vaters hat man vor Jahren zu
sammeln begonnen. Man ist bei etwa 20.000 Biographien von Märtyrern
des 20. Jahrhunderts, Menschen, die um des Glaubens willen ihr Leben
gelassen haben. Die wird man nie alle kanonisieren können. Das ist
einfach zu viel. Aber sie sind zweifellos Heilige vor Gott und für uns
Menschen.
3. Wenn es möglich ist, wie kommt man
dahin? Wie sieht der Weg zur Heiligkeit aus? Ich danke dem Internet,
das es mir möglich gemacht hat, die Predigt, die der Heilige Vater
heute in Rom zur Heiligsprechung von Padre Pio gehalten hat, schon zu
kennen. Und so darf ich ihn befragen. Was hat der Heilige Vater heute
am Petersplatz zur Heiligkeit des P. Pio gesagt? Er hat vier Elemente
genannt, und ich glaube, sie haben universale Gültigkeit, auch wenn
sie unterschiedlich in den verschiedenen Lebensständen zu leben sind.
Erstens: "Nehmt mein Joch auf euch und
folgt mir nach, denn mein Joch ist sanft und meine Last, meine Bürde
ist leicht" (Mt 11,30). Mit diesen Worten des Evangeliums von der
heutigen Heiligsprechung hat der Heilige Vater begonnen. Und er sagt:
P. Pio zeigt durch sein Leben, dass Jesu Joch tatsächlich "dolce", süß
ist, sanft, leicht. Jesu Joch ist "dolce". P. Pio hat das in seinem
Leben gezeigt: Nehmt mein Joch auf euch, es ist leicht. Verglichen mit
vielen anderen Jochen, die Menschen, die wir auf uns nehmen, ist Jesu
Joch leicht. Und er erklärt weiter: Aber dieses Joch ist das Kreuz,
das Kreuz Jesu. P. Pio habe in seinem Leben eine immer größere
Gleichförmigkeit mit dem Gekreuzigten gesucht und verwirklicht, und
das nicht aus Liebe zum Leiden, sondern aus Leidenschaft für das
Erlösungswerk Christi, um teilzunehmen am Erlösungswerk Jesu Christi.
Das hat P. Pio motiviert, das war seine Leidenschaft, dafür hat er
gelitten und gelebt, um Menschen die Gnade Christi zu schenken, zu
erwerben, zu verdienen. Im Plan Gottes ist das Kreuz das wahre
Instrument des Heils für alle Menschen. Es ist der Weg, den Jesus
ausdrücklich seinen Nachfolgern vorgeschlagen hat. Nur auf diesem Weg
der Selbstverleugnung und des Kreuzes können wir Christus ähnlich
werden, sagt der Papst heute Vormittag in Rom. Wenn man ihn anschaut,
dann wird das alles gleich sehr konkret und sichtbar, wie sehr er
selber das lebt.
Das zweite Kennzeichen von P. Pio gilt
zweifellos für alle, die den Weg der Heiligkeit suchen: Gottes
Barmherzigkeit. Ich glaube, es gehört zu den großen Kennzeichen der
Heiligkeit im 20. Jahrhundert, dass wie kaum zuvor Gottes
Barmherzigkeit verkündet und gelebt wird: die kleine hl. Theresia,
noch im 19. Jahrhundert, die hl. Sr. Faustina und ganz besonders P.
Pio. Eine geradezu Maßlosigkeit der Barmherzigkeit Gottes, sie kommt
aus der Gleichförmigkeit mit dem Kreuz Christi. Je mehr er sich
Christus, dem Gekreuzigten, genähert hat, desto größer ist sein
Erbarmen geworden. Ich könnte manche Anekdote aus dem Leben des P. Pio
erzählen, die mir berichtet würde über diese grenzenlose
Barmherzigkeit. Vor allem, wenn er das Messopfer gefeiert hat, hat man
das gespürt, für alle Menschen. Wenn er die Patene hochgehalten hat
bei dem Offertorium, das oft lange gedauert hat, hat man gewusst, für
wie viele Menschen er jetzt da ist und ihnen die Barmherzigkeit Gottes
erfleht. Dann vor allem in der Beichte.
Freilich, P. Pio konnte auch sehr streng
sein. Mir hat jemand erzählt, der das selber erlebt hat, dass er sich
während der Messe, die noch zum Altar zelebriert wurde, plötzlich
umgedreht, jemand in der Kirche gesucht und ganz laut gerufen hat:
"Via! Via!" – "Raus! Raus!" Er ist mit hochrotem Kopf aus der Kirche
hinausgegangen. P. Pio hat ihn mit den Finger hinausgewiesen und sich
erst umgedreht, als er draußen war – Barmherzigkeit Gottes.
Offensichtlich wusste P. Pio in seinem Innersten: Dieser Mensch
braucht einen Anstoß, den muss man schütteln, dass er sich bekehrt. Er
ist auch tatsächlich nach drei Tagen zu P. Pio beichten gegangen, wie
mir ein lieber Freund, Priester, Italiener erzählt hat, der die Szene
selber erlebt hat – Barmherzigkeit, die Leidenschaft für das Heil, für
die Bekehrung, für die Liebe Gottes zu den Menschen.
Drittens, sagt der Heilige Vater heute in
seiner Predigt: Der tiefste Grund für den apostolischen Erfolg des P.
Pio war seine innigste Verbindung mit Gott im Gebet. Lange Stunden des
Gebets, und er pflegte zu sagen: "Io sono un povero frate, qui prega."
– "Ich bin ein armer Ordensbruder, der betet." Er hat gesagt: Das
Gebet ist die beste Waffe, die wir haben, ein Schlüssel, der das Herz
Gottes öffnet.
Als viertes nennt der Heilige Vater, dass
bei ihm das Gebet immer verbunden war mit der Caritas, mit der
caritativen Tätigkeit, vor allem mit seiner leidenschaftlichen Liebe
für die Armen, die Kleinen, die Notleidenden, konkretisiert in dem
großartigen Spital in S. Giovanni Rotondo. Gebet und Nächstenliebe,
sagt der Heilige Vater, sind die Synthese des Lebens der Heiligkeit
von P. Pio.
Vier Schritte zur Heiligkeit:
Kreuzesnachfolge, Barmherzigkeit, Gebet, Nächstenliebe. Das hat der
Heilige Vater heute Vormittag am Petersplatz gesagt. Ich möchte
schließen mit dem Gebet, mit dem er heute Vormittag seine Predigt
beendet hat:
"Ich preise dich Vater, Herr des Himmels
und der Erde, weil du diese Dinge ... den kleinen geoffenbart hast"
(Mt 11,25). Wie geeignet scheinen diese Worte Jesu, wenn wir sie auf
dich beziehen, du demütiger und geliebter P. Pio. Lehre auch uns, so
bitten wir dich, die Demut des Herzens, damit auch wir zu den Kleinen
des Evangeliums gezählt werden, denen der Vater versprochen hat, ihnen
die Geheimnisse seines Reiches zu offenbaren. Hilf uns zu beten, ohne
jemals müde zu werden, gewiss, dass Gott weiß, wessen wir bedürfen,
auch noch bevor wir es ihn gebeten haben. Erbitte uns einen Blick des
Glaubens, der fähig ist, in den Armen und Leidenden sofort das Antlitz
Jesu Christi selbst zu erkennen. Stütze uns in der Stunde des Kampfes
und der Prüfung. Und wenn wir fallen, hilf uns, dass wir die Freude
des Sakraments der Versöhnung erfahren. Vermittle uns deine zarte
Verehrung für Maria, die Mutter Jesu und unsere Mutter. Begleite uns
auf unserer irdischen Pilgerschaft zur ewigen Heimat, wo wir hoffen,
auch selber einmal hinzugelangen, um in Ewigkeit die Herrlichkeit des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu betrachten. Amen."
(Kardinal Christoph Schönborn) |