Vernunft und Glaube 04
Dem offenbarenden Gott ist der Gehorsam des Glaubens zu leisten.
Der Skeptiker, der Atheist und der Agnostiker bekommen bestimmt Schüttelfrost.

 

 

Heute geht es in die Tiefen des Geheimnises. Aber auch da hat die Vernunft ihren Platz und ihre Funktion. Auch wenn Du den folgenden Satz (wieder) liest!

Dem offenbarenden Gott ist der Gehorsam des Glaubens zu leisten.

Wenn die Skeptiker diesen Satz lesen, dann bekommen sie bestimmt Schüttelfrost.

Und doch, mit dieser kurzen, aber wichtigen Aussage wird auf eine fundamentale Wahrheit des Christentums hingewiesen. Es heißt darin vor allem, daß der Glaube gehorsame Antwort an Gott ist. Das aber setzt voraus, daß dieser in seiner Gottheit, Transzendenz und höchsten Freiheit anerkannt wird.

Der Gott, der sich zu erkennen gibt, bringt in der Autorität seiner absoluten Transzendenz die Glaubwürdigkeit der von ihm geoffenbarten Inhalte mit. Durch den Glauben gibt der Mensch seine Zustimmung zu diesem göttlichen Zeugnis. Das heißt, er anerkennt voll und ganz die Wahrheit dessen, was geoffenbart wurde, weil Gott selbst sich zu ihrem Garanten macht.

Diese dem Menschen geschenkte und von ihm nicht einforderbare Wahrheit fügt sich in den Horizont der interpersonalen Kommunikation ein. Sie drängt die Vernunft, sich der Wahrheit zu öffnen und ihren tiefen Sinn anzunehmen. Darum ist der Akt, mit dem man sich Gott anvertraut, von der Kirche stets als ein grundlegender Entscheidungsvorgang angesehen worden, in den die ganze Person eingebunden ist. Verstand und Wille setzen bis zum äußersten ihre geistige Natur ein, um dem Subjekt den Vollzug eines Aktes zu erlauben, in dem die persönliche Freiheit im Vollsinn gelebt wird.

Im Glauben ist also die Freiheit nicht einfach nur da; sie ist gefordert. Ja, der Glaube ermöglicht es einem jeden, seine Freiheit bestmöglich zum Ausdruck zu bringen. Mit anderen Worten, die Freiheit verwirklicht sich nicht in Entscheidungen gegen Gott. In der Tat, wie könnte die Weigerung, sich dem zu öffnen, was die Selbstverwirklichung ermöglicht, als ein glaubwürdiger Gebrauch der Freiheit angesehen werden? Im Glauben vollzieht der Mensch den bedeutsamsten Akt seines Daseins; denn die Freiheit gelangt zur Gewißheit der Wahrheit und entschließt sich, in ihr zu leben.

Hier sind wir an einem sehr sehr wichtigen Punkt angelangt. Es kann sich nicht nur darum handeln eine logische Gedankenkette zu entwickeln: Die historische Wirklichkeit ist erkennbar. Ich glaube  und vertraue Jesus, gerade weil er mir ungeahnte Horizonte öffnet.

Aber jetzt heisst es aufgepasst: Diese ungeahnten Horizonte haben ihr Alfa und Omega, ihren Beginn und Zielpunkt in einer Liebe, die alles Verstehen übersteigt. Worte können sie nicht ausdrücken, weil sie einfach zu arm sind. So benutzt die Liebe oft und mit Vorliebe Zeichen, die mehr ausdrücken als es die Worte können. Dieses Erahnen hat wohl mit der Vernunft zu tun, aber dieses Erahnen geht über die Vernunft hinaus. Was ist jenseits der Vernunft (nicht gegen oder trotz, sondern darüber hinaus)? Der Glaube.

Man wird gewissermaßen auf den sakramentalen Horizont der Offenbarung und insbesondere auf das Zeichen der Eucharistie verwiesen, wo es die unauflösliche Einheit zwischen der Wirklichkeit und ihrer Bedeutung erlaubt, die Tiefe des Geheimnisses zu erfassen. Christus ist in der Eucharistie wahrhaftig gegenwärtig und lebendig, er wirkt und handelt durch seinen Geist, doch Du siehst nicht, du begreifst nicht, aber der Glaube bestärkt dich jenseits der Natur.

Was da erscheint, ist ein Zeichen: es verbirgt im Geheimnis erhabene Wirklichkeiten. Dem pflichtet Pascal bei: "Wie Jesus Christus unter den Menschen unerkannt geblieben ist, so unterscheidet sich seine Wahrheit äußerlich nicht von den allgemeinen Meinungen. Und so ist die Eucharistie gewöhnliches Brot" (für den der nicht glaubt).

Die Glaubenserkenntnis hebt also das Geheimnis nicht auf; sie macht es nur einsichtiger und offenbart es als für das Leben des Menschen wesentliche Tatsache: Christus der Herr macht eben in der Offenbarung des Geheimnisses des Vaters und seiner Liebe dem Menschen den Menschen selbst voll kund und erschließt ihm seine höchste Berufung, nämlich teilzuhaben am Geheimnis des dreifaltigen Lebens Gottes.

Die christliche Offenbarung ist die äußerste von Gott angebotene Möglichkeit, um den ursprünglichen Plan der Liebe, der mit der Schöpfung begonnen hat, vollständig wiederzufinden. Dem Menschen, der sich nach Erkenntnis des Wahren sehnt, wird, sofern er noch imstande ist, den Blick über sich selbst und die eigenen Pläne hinaus zu erheben, die Möglichkeit gegeben, das natürliche Verhältnis zu seinem Leben dadurch wiederzugewinnen, daß er den Weg der Wahrheit geht. Geh also nicht nach draußen, kehre zu dir selbst zurück. Im Inneren des Menschen wohnt die Wahrheit.

 

Erste Schlussfolgerung:

Die Wahrheit, welche die Offenbarung uns erkennen läßt, ist nicht die reife Frucht oder der Höhepunkt eines von der Vernunft aufbereiteten Denkens. Sie erscheint hingegen mit dem Wesensmerkmal der Ungeschuldetheit, bringt Denken hervor und fordert, als Ausdruck der Liebe angenommen zu werden. Diese geoffenbarte Wahrheit ist in unsere Geschichte gelegte Vorwegnahme jener letzten und endgültigen Anschauung Gottes, die denen vorbehalten ist, die an ihn glauben oder ihn mit aufrichtigem Herzen suchen. Die Suche nach dem letzten Ziel des menschlichen Daseins als Person führt uns auf den Pfad zum Leben, der schließlich, wie uns der Glaube sagt, in die volle und ewig währende Freude der Anschauung des dreieinigen Gottes einmündet.

Ich weiss, man muss schon scharf nachdenken, aber noch mehr ist es notwendig sensibel zu sein. Denn  diese Gedankenwelt hat "sfumature", die sich  schwer ausdrücken lassen. Zudem verlieren sie in der kalten Logik die Wärme ihrer je eigenen Realität.  Ich versuche aufzuzeigen, in welchem Verhältnis Vernunft und Glauben zu einander stehen, einander helfen, sich ergänzen und bedingen.

 

 

PS. "Ein toter Atheist ist festlich gekleidet,nur gibt's keine Party, wo er feiern könnte".

PP.S.. Was macht der Schüttelfrost?


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