Vernunft und Glaube 08

Jeden Tag vertraust Du unzählige Male.

 

Wer wäre denn imstande, die unzähligen wissenschaftlichen Ergebnisse, auf die sich das moderne Leben stützt, kritisch zu prüfen? Wer vermöchte für sich allein den Strom der Informationen zu kontrollieren, die Tag für Tag aus allen Teilen der Welt eintreffen und die immerhin als grundsätzlich wahr angenommen werden? Wer könnte schließlich die Erfahrungs und Denkwege wiederholen, auf denen sich die Schätze der Menschheit an Weisheit und Religiosität angesammelt haben? Der Mensch, ein Wesen, das nach der Wahrheit sucht, ist also auch derjenige, der vom Glauben lebt. Auch der Atheist glaubt vielmehr als er gemeinhin zugibt.

Es sei unterstrichen, daß die in dieser zwischenmenschlichen Beziehung gesuchten Wahrheiten nicht in erster Linie in die faktische oder in die philosophische Ordnung gehören. Gesucht wird vielmehr nach der eigentlichen Wahrheit der Person: was sie ist und was sie von ihrem Innersten sichtbar werden läßt.

Die Vollkommenheit des Menschen besteht nämlich nicht allein in der Aneignung der abstrakten Erkenntnis der Wahrheit, sondern auch in einer lebendigen Beziehung der Hingabe und Treue gegenüber dem anderen. In dieser Treue, die sich hinzugeben vermag, findet der Mensch volle Gewißheit und Sicherheit. Gleichzeitig ist die Erkenntnis durch Glauben, die sich auf das zwischenmenschliche Vertrauen stützt, jedoch nicht ohne Bezug zur Wahrheit: der gläubige Mensch vertraut sich der Wahrheit an, die der andere ihm kundtut.

Wir reden hier nicht vom religiösen Glauben, sondern einfach davon, dass ich vieles als wahr annehme, weil ich dem anderen glaube.

Man möge nicht vergessen, daß auch die Vernunft bei ihrer Suche auf die Unterstützung durch vertrauensvollen Dialog und aufrichtige Freundschaft angewiesen ist. Ein Klima aus Verdacht und Mißtrauen, wie es die spekulative Forschung mitunter umgibt, vernachlässigt die Lehre der antiken Philosophen, welche die Freundschaft als eine der für das richtige Philosophieren geeignetsten Rahmenbedingungen herausstellten.

So wird offenbar, dass vieles schon bei der Aufstellung von Axiomen mitspielt. Diese Post will nicht argumentieren: Du denkst so weil Du von diesen und jenen Filtern abhängig bist. Darum bist Du im Unrecht.  Nein, sie will nur helfen, damit wir uns selbst besser verstehen, wenn wir argumentieren. Wir werden lustig weiterdebattieren. Die Argumente zählen. Alles Andere macht es leichter oder schwerer, jenachdem. Mir scheint, dass die Agressivität viel mit Filtern und nicht mit der Vernunft zu tun hat.

Welche sind Deine/Eure  Filter? Nur so zum Nachdenken.

Meine Filter könnten folgende sein: Wachsender Altersstrarrsinn, Berufskonditionierung, Zwang des Ambiente und die Tatsache, dass ich nie an Gott gezweifelt habe. Ich war oft böse mit Ihm, weil er mich und die Welt so sein lässt, wie sie ist. Aber Er war immer da. Zudem habe ich die Adoleszenzphase im Kleinen Liebeswerk verbracht, habe also nie das Problem oder die Chance gehabt gegen meinen Vater in Rebellion zu machen. Sodann möchte ich nicht ins Nichts fallen. Ich möchte ewig leben und innerlich wachsen können. Ich möchte noch viele, viele Realitäten erfahren. Ich habe bei meinen Jahren viele unausgeschöpfte potenzielle Möglichkeiten vor mir. Ich möchte das Schöne, das Gute und das Wahre ohne Grenzen und Trübungen erleben. Die Alternative: Nach ...zig Jahren einfach Schluss? Ist das alles? Nein, und tausendmal nein! Instinktmässig nein! Ich will leben. Immer...

Im Bewusstsein, dass bei unseren Debatten immer viel mitschwingt, werde ich also nächstens die Axiomen-Argumente angehen. Bis dahin...

Herzliche Grüsse

PS."Warum um Gottes Willen hat Noe damals nicht die zwei Schnaken abgeklatscht?“

 


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