Antiautoritäts - Antikirchenfilter: Blockierung durch Vorurteil dass die Kirche die Person nicht respektiert
Wolfgang Stegmüller
Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie
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Es ist ein allgemeines Vor-Urteil der Nicht/Un/Schwach-Gläubigen, dass die Kirche die Vernunft, die Menschenrechte und die Freiheit der Person nicht respektiere. Daher macht die Kirche in Obskurantismus und übt Gewalt aus. So sagen sie. Sie sagen, die Kirche versklavt den Menschen und seine Vernunft.
Es tut mir leid. Die Alten würden sagen: Error crassus et supinus! Ich sage vielmehr, dass die Kirche mehr als jede andere Geistesströmung für eine konsequente Entwicklung der Vernunft eingetreten ist. Wenn in den eigenen Reihen jemand in eins der Extreme gefallen ist, hat sie ihn zu Ordnung gerufen. Ist das rechtens oder nicht?
Was ich nicht verstehe ist folgendes? Wie kann man der Kirche verbieten wollen, die eigenen Mitglieder zur Ordnung zu rufen, wenn sie existenzgefährdend agieren. Wenn, zum Beispiel, ein Chirurge vertritt, die beste Art Hühneraugen zu kurieren ist die Amputation des Fusses, ja dann muss man ihm verbieten seinen Beruf auszuüben bis er gelernt hat richtig vorzugehen. Wenn ein Mathematiklehrer den Schülern eintrichtert, dass 1+1=5 ist, soll man ihn ruhig weiterlehren lassen, weil man ihn zu respektieren hat? Ich muss doch bitten. Der Mann respektiert die Kinder nicht! Das Geringste, was passiert – jenseits der Verzerrung der Wirklichkeit – die Kinder werden also fünf Mark für zwei Artikel bezahlen, die jede eine Mark, verzeiht, einen Euro kosten.
Wenn ein "offizieller" Vertreter der Kirche grundlegende Wahrheiten leugnet und dementsprechend lehrt, dann muss man ihm sagen, dass er sich entscheiden muss. Entweder korrigiert er sich oder er muss seine eigene Kirche gründen nach seinem eigenen Credo. Also soll er gefälligst den Mund halten solange er "offiziell" ist, bis er sich entschieden hat. Die Kirche steht und fällt mit der Lehre der Menschwerdung des Gottesohnes. Wenn das jemand in Zweifel zieht, dann gräbt er das Wasser ab. Ist es gegen die Freiheit jemandem zu verbieten Lügen zu verbreiten?
Soll doch einmal einer vom Müllerklan aufstehen und sagen, Fritz und Maria Müller sind garnicht die Eltern von Suse, Zilli, Anneliese, Fritz, Gerhard, Rita, Christel. Er schreit in alle Welt hinaus: Sie sind alle geklont oder adoptiert oder ETs oder Folgen von schlimmeren Sachen. So klinkt er sich bewusst von der Generationenkette aus. Muss ich ihn respektieren oder muss ich ihm widersprechen? Müsste dann die Müllerei nicht korporativ klarstellen, welche die Wahrheit ist? Seitwann ist es schlimm jemanden der die Unwahrheit sagt, zum Schweigen zu verurteilen bis er sich entschieden hat ob er weiter mit der Familie mitmachen will oder nicht? Sein Glaubenssatz: Ihr seid garkeine Müller! Ihr seid etwas Anderes!... verlangt dann, dass er eine andere Familie sucht. Wir sind ja dann garnicht, was wir sind. Nun, man könnte vielleicht sagen: Lass ihn doch mal. Es tut ja keinen Schaden. Wie bitte? Das wissen sogar die agnostiischen Psychiater. Zerstöre jemandes Identität und er wirft alles über Bord, was irgendwie damit zu tun hat.
Nein, man protestiert. Und die beste Art zu protestieren besteht darin aus der Kirche auszutreten. Kein Wunder, dass bald Kern- und Herzstücke des Glauben verloren gehen! Man kann ja garnicht mehr ruhigen Gewissens die Eucharistie feiern, das wunderbare Zeichen der communió, des Einssein von Herz und Hirn ist sinnlos geworden. Man kann nicht mehr die Absolution in der hl. Beichte empfangen, weil man ja keine Sünden mehr hat. Das sind alles Erfindungen der Kirche.
Man kann auch nicht mehr Dialog halten. Nein, sie protestieren: Wie kann man jemanden zum Schweigen verurteilen! Das ist undemokratisch. Wie kann man jemanden ins Gefängnis einsperren, weil er andere lehrt, wie man besten jemanden umbringen kann? Wenn ich für Abtreibung bin, sollte es dann die Kirche untätig zusehen wie man anderen das Töten der Unschuldigen beizubringt?
Hier geht es nicht um eine intellektuelles Spielchen. Die Wirklichkeit und die Wahrheit werden verzerrt. Die ganze Institution und die Personen sind in ihrer Identität angegriffen. Soll er ruhig weiter meucheln und ich muss das respektieren?
Das erinnert mich an einen Midrash. In einem Boot auf hoher See begann einer der Passagiere unter seinem Sitz ein Loch zu bohren. Die anderen Passagiere reklamierten, dass er sie alle in Gefahr bringe. Seine Antwort war: Das ist mein Sitz und ich kann hier machen, was ich will. Muss man den Mann respektieren? Soll er doch sein eigenes Boot kaufen oder mieten, dann kann er soviele Löcher bohren wie er will. Aber bevor er andere in Gefahr bringt, hat er die Anderen zu respektieren! Also muss man ihm sagen: Freund, Du suchst Dir ein anderes Boot. Hier kannst Du nicht bleiben.
Ich wette, keiner von den Protestierenden hat jemals den ganzen Katechismus der katholischen Kirche gelesen.