Vereinnahmungsfilter: Angst vor Zwang
Wolfgang Stegmüller
Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie
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Sodann habe ich den vielleicht unbegründeten Verdacht, dass
hinter vielen Reaktionen irgendwie eine Angst da ist, dass jemand Euch
einvernehmen möchte. Ich habe keine machiavellischen Pläne. Was ich immer
und immer wieder wiederhole, wie eine ausgeleierte Platte, ist nur ein
Grundanliegen:
glauben ist nicht gegen die Vernunft. Und man muss doch eine
gemeinsame Plattform finden, wo wir logisch einander verstehen und reden.
Darum werde ich das nächste Mal auf die Ungereimtheiten eingehen. Zur selben
Zeit setze ich die Reihe von Vernunft und Glaube fort und zwar parallel,
denn inmitten einer Debatte über Details lässt sich nichts
zusammenhängend darlegen. Das hätte auch einen taktischen Vorteil. Ich
könnte dann "erstaunt" reagieren: Wie? Hast Du "vernünftig glauben Nummer
133" nicht gelesen? Da habe ich doch alles sehr gut erklärt. Und bin aus der
Klemme heraus. Keine Angst. Wir nehmen die Dinge so wie sie kommen.
Damit nur ja keine Berührungsangst aufkomme, möchte noch einmal ich darauf hinweisen, dass ich nur "philosophische" und logische Gedankengänge vorlege. Wenn ich mal die Bibel zitiere, dann geht es nur darum ein Beispiel aufzuzeigen. Das ist meine Umwelt. Die Bilder daraus sind irgenwie automatisch.
Sodann habe ich auch bei der Homosexualitätsdiskussion nicht über Moral geredet. Wenn ich argumentiere, dass homosexuelles Verhalten so etwas ist als wenn ich ein Auto als Schlitten benutze, dann ist das kein moralisches Urteil. Ich rede auch nicht von Fortpflanzung. Ich rede von einem normalen Geschlechtsverkehr. Natürlich kann ich das verkehrt anfangen. Aber das ist dann weil ich das so will. Die normale Benutzung des Autos ist zum Fahren und nicht zum Schlittern in der schneeweissen Winterlandschaft. Ich kann natürlich Glöckchen anbringen. Das hört sich gut an aber ändert nichts an der Sachlage. Auto ist eben Auto und Schlitten ist Schlitten. Das ist kein moralisches Urteil. Man hat sich in der Gebrauchsanweisung geirrt.
Beim letzten Wette-Austausch habe ich mich gründlich geirrt. Ich dachte, dass nocheinmal die "argumenta ad hominem" anzukreiden, würde nur Zunder aber kein Licht erbringen. Also werde ich bei Gelegenheit darauf im Detail zurückkommen. Ich will niemand an den Kragen aber Logik ist Logik und Lachen ist Lachen (glucksend?, ironisch?, hämisch?, erfreut?). Zudem ist der Stilwechsel erstaunlich. Ein Mysterium. Das erinnert mich and einen Aphorismus der ungefähr so lautet: "Mysterium, Dein Name ist Frau". Sei es doch: "Das ewig weibliche zieht uns hinan". Vielleicht gibt es eine multiple Persönlichkeit?
Unsere Missverständnisse häufen sich.. Es hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass ich das Du, das Personsein nicht nur für die Mitmenschen annehme sondern auch ein ganz grosses Du, ein absolutes Ich, oder besser ein ganz grosses Wir logischer finde, als einfach vor dem Abgrund des Nirwana zu stehen. Wenn ich ganz ich bin, meiner bewusst als Person im Denken und Fühlen, wenn ich philosophisch logisch ein Absolutum annehmen kann und geradezu muss (bitte bekomm keinen Schüttelfrost), ja dann ist es irgendwie eine grosse Desillusion auf einmal bei einem unpersönlichen Sein zu enden, so urgross es auch sein mag.
Das ist eins der Probleme der Zen-Meditation. Der Mensch wird gleichgewichtiger, harmonischer, immer mehr eins mit dem All, aber er wird langsam entpersonalisiert. Nun gut, darüber lässt sich diskutieren. Was mir nicht gefällt, dass ein ästethischer Ausbruch belächelt wird. Wenn jemand bei Blumen und Natur rapsodisch wird und seinen Gefühlen dazu Ausdruck verleiht, dann sollte man das doch respektieren. Bitte, es geht mir um den Stil wie wir miteinander umgehen. Wieso verteidigt man SM und macht auf der anderen Seite die Poesie an-auf-zu?
Nun kommte mir ein ganz schrecklicher Verdacht. Die Art negativ auf Ästhetik (Zuckerguss????) zu reagieren ist vielleicht nur der normale Stil sich gegenseitig gutmütig zu frozzeln. Ich bin dann ganz ausserhalb der Frequenz. Beschreibt doch einmal in kurzen Sätzen, wie der jetzige post-moderne Stil des sich gegenseitigen "Auf-die-Schüppenehmens" aussieht. Ich lasse mich ganz gerne berichtigen.
Ach Du ahnst es nicht. Die kurze Einleitung zu Vernunft und Glaube 06 hat sich zu einer eigenständigen Post angewachsen. Also schicke ich dieses so ab und sende den vernünftigen Glauben in einer separaten Post.
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Bis zum nächsten Schlagabtausch.
PS. "Der Mensch wurde am Ende der Arbeitswoche geschaffen. Vielleicht war Gott sehr müde und hat darum nicht aufgepasst".
