'Ich habe bewußt überzeichnet'
antwortet er einem Reporter im 'Stern' zu seinem Bestseller 'Schluß mit
lustig'
Der ZDF-Moderator Peter Hahne (Berlin) hat sich im Nachrichtenmagazin "Stern" (Hamburg) kritischen Fragen zu seinem Bestseller "Schluß mit lustig" gestellt. Das Buch steht seit Januar in den Bestsellerlisten der Nachrichtenmagazine "Focus" und "Spiegel" ganz oben.
In der Einleitung zu dem Interview heißt es im "Stern": "In seinem Werk zeichnet der studierte Theologe ein Bild Deutschlands, das so gruselig ist, daß man am liebsten in die Wüste Gobi auswandern möchte. Er jammert über das Fehlen jeglicher Werte, schlechte Eltern, falsche Erziehung und überhaupt: Wir sterben eh bald aus, weil wir nicht mehr genug Kinder in die Welt setzen."
Wie Hahne dazu sagte, habe er den Ist-Zustand der Gesellschaft bewußt überzeichnet, "weil die Leute nur so aufmerken und erschrecken". Die Reaktionen zeigten, daß das gelungen sei. Er bekomme "unheimlich viel Post" von Lesern, die mir schreiben: "Mensch, Sie bringen das aber auf den Punkt!"
Das Mitglied des Rates der EKD und des Hauptvorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz geht ferner auf den Vorwurf ein, daß er keine Lösungen aufzeige. Patentrezepte habe er auch nicht. "Da müßte man jetzt einen Experten für Demokratie, einen für Bildung und einen für Tralala holen und die erklären lassen, welche Lösungen es gäbe. Ich kann das nicht. Mein Anliegen war es, Tabus zu brechen."
Die Bildungselite hat sich vom Kinderkriegen verabschiedet
Hahne weist in seinem Buch unter anderem darauf hin, daß 40 Prozent der Akademikerinnen keine Kinder bekommen. Im "Stern" sagte er dazu weiter: "Das ist doch die Bildungselite. Und die hat sich von dieser Aufgabe verabschiedet." Zur Frage, warum gerade er als Unverheirateter und Kinderloser auf diese Problematik eingehe, sagte Hahne: "Ich bin ja auch nicht drogenabhängig und rede trotzdem über Suchtgefahren."
Er weist ferner den Vorwurf des "Stern" zurück, er erkläre alle Ungläubigen für unfähig, ihren Kindern die richtigen Werte mitzugeben. "Ich bin der Überzeugung, daß wir ein Wertegerüst brauchen. Für mich ist es ein religiöses, völlig klar." Damit meine er aber nicht, "daß alle per Zwangsmission den biblischen Gott brauchen". Man müsse sich aber auf ein Mindestmaß an Werten einigen. Die Menschen wüßten nicht mehr, "was wirklich gut oder schlecht ist". Die vielen Menschen, die zum Papst gepilgert seien, seien auf einer Sinnsuche.
Die evangelische Kirche "hat sich einmal zu oft dem Zeitgeist angebiedert" Auf den Einwand des "Stern", daß die Jugendlichen sich nicht nach den moralischen Vorschriften der katholischen Kirche ausrichten, erwidert Hahne: "Aber die katholischen Kirchen sind im Moment ganz gut gefüllt - anders als meine evangelische Kirche. Die hat sich vielleicht einmal zu oft dem Zeitgeist angebiedert."
Der Theologe und Journalist vertrat ferner die Ansicht, daß sich eines Tages jeder vor Gott verantworten muß: "Ich glaube an das Jüngste Gericht, das mich im Alltag praktisch und kritisch fragen läßt, was ich versäumt oder falsch gemacht habe."
Artikel auf http://www.kath.net/detail.php?id=10715
11. Juni 2005, 20:08
Peter Hahne: Ich glaube an das Jüngste Gericht