Johannis Angeli Silesij
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Rein wie das feinste Gold / steiff wie ein Felsenstein / |
2. Die Ewige Ruhestadt.
Es mag ein andrer sich umb sein Begräbniß kränken / |
3. GOtt kan allein vergnügen.
Weg weg ihr Seraphim ihr könt mich nicht erquikken: |
4. Man muß gantz Göttlich seyn.
HErr es genügt mir nicht / daß ich dir Englisch diene / |
5. Man weiß nicht was man ist.
Jch weiß nicht was ich bin / Jch bin nicht was ich weiß: |
6. Du must was GOtt ist seyn.
Sol ich mein letztes End / und ersten Anfang finden / |
7. Man muß noch über GOtt.
Wo ist mein Auffenthalt? Wo ich und du nicht stehen: |
8. GOtt lebt nicht ohne mich.
Jch weiß daß ohne mich GOtt nicht ein Nun kan leben / |
9. Jch habs von Gott / und Gott von mir.
Daß GOtt so seelig ist und Lebet ohn Verlangen / |
10. Jch bin wie Gott / und Gott wie ich.
Jch bin so groß als GOtt / Er ist als ich so klein: |
11. Gott ist in mir / und ich in jhm.
GOtt ist in mir das Feur / und ich in Jhm der schein: |
12. Man muß sich überschwenken.
Mensch wo du deinen Geist schwingst über Ort und Zeit / |
13. Der Mensch ist Ewigkeit.
Jch selbst bin Ewigkeit / wann ich die Zeit Verlasse / |
14. Ein Christ so Reich als Gott.
Jch bin so Reich als GOtt / es kan kein stäublein seyn / |
15. Die über-GOttheit.
Was man von GOtt gesagt / das gnüget mir noch nicht: |
16. Die Liebe zwinget GOtt.
4) Wo GOtt mich
über GOtt nicht solte wollen bringen / |
17. Ein Christ ist GOttes Sohn.
Jch auch bin GOttes Sohn / ich sitz an seiner Hand: |
18. Jch thue es GOtte gleich.
GOtt liebt mich über sich. Lieb ich Jhn über mich; |
19. Das seelige Stilleschweigen.
Wie seelig ist der Mensch / der weder wil noch weiß! |
20. Die Seeligkeit steht bey dir.
Mensch deine Seeligkeit kanstu dir selber nemen: |
21. GOtt last sich wie man wil.
GOtt gibet niemand nichts / Er stehet allen frey; |
22. Die Gelassenheit.
So vil du GOtt geläst / so vil mag Er dir werden / |
23. Die Geistliche Maria.
Jch muß MARIA seyn / und GOtt auß mir gebähren / |
24. Du must nichts seyn / nichts wollen.
Mensch / wo du noch was bist / was weist / was liebst und hast; |
25. GOtt ergreifft man nicht.
GOtt ist ein lauter nichts / Jhn rührt kein Nun noch
Hier:6) |
26. Der geheime Tod.
Tod ist ein seelig ding: je kräfftiger er ist: |
27. Das Sterben machet Leben.
Jn dem der weise Mann zu tausendmalen stirbt / |
28. Der allerseeligste Tod.
Kein Tod ist seeliger / als in dem Herren sterben / |
29. Der Ewige Tod.
Der Tod / auß welchem nicht ein Neues Leben blühet / |
30. Es ist kein Tod.
Jch glaube keinen Tod: Sterb ich gleich alle Stunden / |
31. Das jmmerwehrende Sterben.
Jch sterb' und lebe GOtt: wil ich jhm ewig Leben / |
32. GOtt stirbt und lebt in uns.
Jch sterb' und leb' auch nicht:
9) GOTT selber stirbt
in mir: |
33. Nichts lebet ohne Sterben.
GOtt selber / wenn Er dir wil leben / muß er sterben: |
34. Der Tod vergöttet dich.
Wenn du gestorben bist / und GOtt dein Leben worden / |
35. Der Tod ists beste Ding.
Jch sage / weil der Tod allein mich machet frey; |
36. Kein Tod ist ohn ein Leben.
Jch sag es stirbet nichts; nur daß ein ander Leben / |
37. Die Unruh kombt von dir.
Nichts ist das dich bewegt / du selber bist das Rad / |
38. Gleichschätzung machet Ruh.
Wenn du die Dinge nimbst ohn allen unterscheid; |
39. Die Unvollkommne Gelassenheit.
Wer in der Hölle nicht kan ohne Hölle leben / |
40. GOtt ist das was Er wil.
GOtt ist ein Wunderding; Er ist das was Er wil / |
41. GOtt weiß jhm selbst kein Ende.
GOTT ist unendlich Hoch / (Mensch glaube diß behände / |
42. Wie gründt sich GOtt?
GOtt gründt sich ohne grund / und mist sich ohne maß: |
43. Man liebt auch ohn erkennen.
Jch Lieb ein eintzig Ding / und weiß nicht was es ist: |
44. Das etwas muß man lassen.
Mensch so du etwas liebst / so liebstu nichts fürwahr: |
45. Das Vermögende Unvermögen.
Wer nichts begehrt / nichts hat / nichts weiß / nichts liebt / nichts wil; |
46. Das seelige Unding.
Jch bin ein seeligs Ding / mag ich ein Unding seyn / |
47. Die Zeit ist Ewigkeit.
Zeit ist wie Ewigkeit / und Ewigkeit wie Zeit / |
48. GOttes Tempel und Altar.
GOtt opffert sich jhm selbst; Jch bin in jedem nu: |
49. Die Ruh ists höchste Gutt.
Ruh ist das höchste Gutt: und wäre GOtt nicht ruh / |
50. Der Thron GOttes.
Fragstu mein Christ wo GOtt gesetzt hat seinen Thron? |
51. Die Gleichheit GOttes.
Wer unbeweglich bleibt in Freud / in Leid / in Pein; |
52. Das Geistliche Senffkorn.
Ein Senffkorn ist mein Geist / durch scheint jhn seine Sonne / |
53. Die Tugend sitzt in Ruh.
Mensch wo du Tugend wilst mit Arbeit und mit Müh / |
54. Die wesentliche Tugend.
Jch selbst muß Tugend seyn / und keinen Zufall wissen: |
55. Der Brunquell ist in uns.
Du darffst zu GOtt nicht schreyn / der Brunnquell ist in dir: |
56. Das mißtraun schmähet GOtt.
So du auß Mißvertraun zu deinem GOtte flehest / |
57. Jn Schwachheit wird Gott funden.
Wer an den Füssen lahm / und am Gesicht ist blind / |
58. Der Eigen gesuch.
Mensch suchstu Gott umb Ruh / so ist dir noch nicht recht / |
59. Wie Gott wil sol man wollen.
Wär' ich ein Seraphin / so wolt ich lieber seyn / |
60. Leib / Seele / und Gottheit.
Die Seel ist ein Kristall / die GOttheit ist ihr schein: |
61. Jn dir muß GOtt gebohren werden.
Wird Christus tausendmahl zu Bethlehem gebohrn / |
62. Das äussre hilfft dich nicht.
Das Kreutz zu Golgatha kan dich nicht von dem bösen / |
63. Steh selbst von Todten auff.
Jch sag / es hilfft dich nicht / daß Christus aufferstanden / |
64. Die geistliche Säung.
GOtt ist ein Ackersmann / das Korn sein ewges Wort / |
65. Armut ist Göttlich.
GOtt ist das ärmste ding / Er steht gantz bloß und frey: |
66. Das Hertz ist GOttes Herd.
Wo GOtt ein Fewer ist / so ist mein Hertz der Herd / |
67. Das Kind schreyt nach der Mutter.
Wie ein entmilchtes Kind nach seiner Mutter weint: |
68. Ein Abgrund rufft dem andern.
Der Abgrund meines Geists rufft immer mit Geschrey |
69. Milch mit Wein stärcket fein.
Die Menschheit ist die Milch / die GOttheit ist der Wein: |
70. Die Liebe.
Die Lieb' ist unser GOtt / es lebet alls durch Liebe: |
71. Man muß das Wesen seyn.
Lieb' üben hat viel Müh: wir sollen nicht allein |
72. Wie sieht man GOtt?
GOtt wohnt in einem Licht / zu dem die bahn gebricht: |
73. Der Mensch war GOttes Leben.
Eh ich noch etwas ward / da war ich GOttes
Leben:11) |
74. Man sol zum anfang kommen.
Der Geist den GOtt mir hat im Schöpffen eingehaucht / |
75. Dein Abgott / dein begehren.
Begehrstu was mit GOtt / ich sage klar und frey / |
76. Nichts wollen macht GOtte gleich.
GOtt ist die Ewge Ruh / weil Er nichts sucht noch wil: |
77. Die dinge sind geringe.
Wie klein ist doch der Mensch / der etwas groß thut schätzen/ |
78. Das Geschöpff ist nur ein stüpffchin.
Schau alles was GOtt schuf / ist meinem Geist so klein / |
79. GOtt trägt volkommne Früchte
Wer mir Vollkommenheit wie Gott hat ab-wil-sprechen / |
80. Ein jedes in dem seinigen.
Der Vogel in der Lufft / der Stein ruht auff dem Land / |
81. Gott blüht auß seinen Zweigen
Bistu auß GOtt gebohrn / so blühet GOtt in dir: |
82. Der Himmel ist in dir.
Halt an wo lauffstu hin / der Himmel ist in dir: |
83. Wie kan man GOttes genissen.
GOtt ist ein Einges Ein / wer seiner wil geniessen / |
84. Wie wird man GOtte gleich?
Wer GOtt wil gleiche seyn / muß allem ungleich werden. |
85. Wie hört man GOttes Wort?
So du das Ewge Wort in dir wilt hören sprechen: |
86. Jch bin so breit als GOtt.
Jch bin so breit alß GOtt / nichts ist in aller Welt / |
87. Jm Ekstein liegt der Schatz.
Was marterstu das ärtzt: der Ekstein ists allein / |
88. Es ligt alls im Menschen.
Wie mag dich doch O Mensch nach etwas thun Verlangen / |
89. Die Seel ist GOtte gleich.
Weil meine Seel in GOtt steht ausser Zeit und Ort / |
90. Die Gottheit ist das grüne.
Die GOttheit ist mein Safft: was auß mir grünt und blüht / |
91. Man sol für alles danken.
Mensch so du GOtt noch pflegst umb diß und das zudanken / |
92. Wer gantz Vergöttet ist.
Wer ist als wär' er nicht / und wär' er nie geworden: |
93. Jn sich hört man daß Wort.
Wer in sich selber sitzt / der höret GOttes Wort / |
94. Die Demut.
Die Demut ist der Grund / der Dekkel / und der schreyn / |
95. Die Lauterkeit.
Wann ich die Lauterkeit durch GOtt geworden bin / |
96. GOtt mag nichts ohne mich.
GOtt mag nicht ohne mich ein eintzigs Würmlein machen: |
97. Mit GOtt vereinigt seyn / ist gut für Ewge Pein.
Wer GOtt vereinigt ist / den kan Er nicht verdammen: |
98. Der todte Wille herscht.
Dafern mein Will' ist todt / so muß GOtt waß ich wil: |
99. Der Gelassenheit gilts gleiche.
Jch lasse mich GOtt gantz / wil Er mir Leyden machen / |
100. Eins halt das ander.
GOtt ist so vil an mir / als mir an Jhm gelegen / |
über alles das man an GOTT erkennt oder von jhm gedänken kan / nach
der verneinnenden beschawung / von welcher suche bey den Mijsticis.
Schawe in der
Vorrede.
Vid. no. 7.
Denotatur hic Oratio silentij, de qua vide Maximil. Sandae. Theol. mystic.
lib. 2. comment. 3.
i.e. Umb GOttes willen auch Leib und Seel ins äuserste verderben hingeben:
Wie Moses und Paulus sich erbotten / und vil andere Heiligen.
Quia originaliter ab ipso profluit virtus mortificationis. Item secundum
Paul: 2. cor. 3. 10. mortificationem IESU.
Warhafftig / gäntzlich / jnniglich / also Wesentliche einkehrung beym Blosio instit. c. 3. num. 8.
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