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 Welche Therapie heilt die Wunden unserer Kirche? Warum überaltern Ordensgemeinschaften?

 

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Weihbischof Andreas Laun
kath.net-Klartex

 


Warum überaltern Ordensgemeinschaften? Was hat zum Erkalten derWeihbischof Laun „ersten Liebe“ geführt und damit zum Verlust jener „anziehenden Glut“ der jeweiligen Gemeinschaft, die sie fruchtbar machte?

Die Erfahrung haben schon viele gemacht: Ein schönes altes Kloster, man fühlt sich wohl, die Mönche sind sehr gastfreundlich, brüderlich, zuvorkommend. Aber spätestens beim Frühstück kommt der Schock: Da sitzen nur noch eine Handvoll alter Männer und diese sind so ziemlich alle, die das fast leere Kloster noch bewohnen, es aber schon lange nicht mehr „füllen“ können. Zu dem großen Haus, das der Glaube seinerzeit mit Leben erfüllte und erbauen konnte, gehören zwar noch andere Mitbrüder, die Aufgaben außerhalb des Hauses wahrnehmen, aber auch sie sind in die Jahre gekommen, sie kommen nur noch ab und zu auf Besuch, wahrscheinlich werden sie nie mehr ganz ins Kloster zurückkehren.

Man fragt sich beklommen: Welcher von diesen liebenswerten, verdienstvollen aber doch alten Männern, die sich in ihrer Jugend einem hohen Ideal verpflichtet hatten und im Laufe ihres Lebens viele Opfer brachten, wird der Letzte sein, der dann nur noch „das Licht abdreht“? Und was wird dann aus dem herrlichen, aber dann wirklich ganz leerem Haus werden? Darf man hoffen, dass es ein Haus im Dienst Gottes bleiben oder entsprechend neu besiedelt wird von einer neuen, jungen Gemeinschaft?

Eine ähnlich bedrückende Erfahrung gibt es genauso bei „modernen“ Kongregationen, die zum Beispiel vor rund 100 Jahren mit viel Begeisterung und Anziehungskraft gegründet worden sind. Damals blickten die Novizen voll Zuversicht in die Zukunft, und die Geschichte zeigt: Sie haben tatsächlich viel, sehr viel geleistet für die Kirche, für die Menschen in verschiedenen Kontinenten und durch verschiedene Dienste. Aber, heute sind sie in die Jahre gekommen, und auch ihre Gemeinschaft kämpft mit Überalterung, und fehlendem Nachwuchs. Wenn es diesen überhaupt gibt, „tröpfelt“ er nur noch. Den meisten Priester-Seminaren in Europa geht es nicht besser.

Man versteht gut: Ein junger Mensch, der den Ruf des Herrn zur engeren Nachfolge vernommen hat, will in eine solche Gemeinschaft nicht eintreten, sich nicht in ein religiöses Altenheim hinein binden, in dem er weitgehend ohne Gleichaltrige lebt, buchstäblich „auf weiter Flur allein“, in endlosen, hallenden Gängen oder auch in lieblosen und geschmacklosen Bauten der 70er Jahre.
Das ist tatsächlich in vielen Häusern so. Und das alles, obwohl die Ursprungsidee dieser Gemeinschaften großartig, anziehend, biblisch war und ist. Ihre Regel würde auch heute noch die Nachfolge Christi strukturieren und helfen, sie zu leben in unserer Zeit. Das heißt, die Verfassung der Gemeinschaft bietet immer noch, was der junge Mensch ersehnt, wenn er den Ruf vernommen hat. Aber ihn annehmen kann und will er nicht unter diesen heutigen Umständen, weil er fürchtet, ein solches Leben nicht auszuhalten, fürchtet, sein Herz könnte einfrieren und seine Gottes-Sehnsucht nicht nur nicht erfüllt werden, sondern verloren gehen.

Tatsache ist: Zu einer religiösen Gemeinschaft gehören nicht nur das ursprüngliche Charisma, ihre Spiritualität und die entsprechenden Satzungen, es gehören zu ihr das gelebte Charisma, die gelebte Spiritualität, Regeln, bei denen man merkt, dass sich die Mönche bemühen, sie einzuhalten, im Geist der Freiheit, aber eben doch „wirklich“. Es braucht, einfach gesagt, die Gleichgesinnten, bei deren Anblick ein junger Mensch denkt: „Ich möchte einer von ihnen werden, mit ihnen meinen Weg zu Gott gehen.“

Aber eben diese „Gleichgesinnten“ können viele Gemeinschaften eben nicht mehr bieten. Ein Grund für diesen Mangel sind die spirituellen Vergiftungen, die viele Mitglieder in den 68er Jahren erlitten haben, teilweise ohne es zu merken. Aber sie leiden immer noch an ihnen. Was war geschehen? Auf der einen Seite gab es damals das Konzil, das der Kirche soviel geschenkt hat und bis heute gute Früchte bringt. Aber auf der anderen Seite gab es das große Missverstehen eben dieses Konzils. Man war begeistert, aber in dieser Stimmungslage hielten nicht wenige die eigenen Ideen für das, was das Konzil „eigentlich“ sagen wollte, auch wenn es „so wörtlich“ in den Texten nicht zu finden war. Und so machte man sich an Reformen und öffnete sich „modernen Gedanken“, deren Bezeichnung als „kritisch“ man für ein Qualitätssiegel hielt. „Kritisch“ und „modern“ wollten viele sein, überhaupt junge Menschen, und wer verstünde dies nicht.

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Kein Wunder, dass das Verständnis für bestimmte Elemente der Ordensregel „ein Stück weit“ verloren gingen, ebenso manche Lehren der Kirche, bei denen, so hieß es, man „weiter“ denken müsse. Verunstaltungen der Liturgie rechtfertigte man im Namen von „pastoraler Verständlichkeit“ und „Kreativität“ ohne zu bemerken, dass man selbst die Zeichensprache der Liturgie eben nie gelernt hatte. Inzwischen kennt man das Resultat: Viele Katholiken, auch Kleriker, wissen nicht mehr genau, was sie eigentlich glauben und ob es jemanden gibt, dem man wirklich gehorchen sollte sowohl im Tun als auch im Glauben, den man oft abschätzig als unreifes „Für-wahr-halten“ abtut. Gehorsam wird verwechselt mit Unmündigkeit, als Tugend gilt die Toleranz, auf Grund derer man meint, jede „Meinung“ zulassen zu sollen, sogar in theologischen Werken, im Religionsunterricht, in der Predigt und in Kirchenzeitungen. Glaube und Überzeugungen, für die man leben und sogar sterben könnte, wie jene, um derentwillen man ins Kloster oder Priesterseminar gegangen war, gelten in einflussreichen Kreisen als altmodisch und „extrem konservativ“. Wahrheit der Lehre oder gar Dogma ist bei vielen ein Unwort geworden, während man gleichzeitig heutige Häresien leidenschaftlich, wirklich „dogmatisch“ verteidigt und deren Kritiker ausgrenzt. Das gilt mittlerweise auch für kirchliche Lehren, die man bis vor kurzem noch für absolut unumstößlich gehalten hätte wie das absolute Nein gegen Abtreibung und das ebenso undiskutierbare Leitbild der Ehe gemäß der Schöpfungsordnung.

Verbunden mit diesen Entwicklungen ist eine eigenartige Blindheit: Man behauptet, Heilige zu verehren, die für jene Überzeugungen lebten und sogar starben, die heute als „extrem“ gelten. Eigenartig ist auch der innere Widerspruch: Man zitiert die Lehre der Kirche von der überragenden Bedeutung der hl. Messe und will damit nebenbei auch ein Argument gefunden haben, warum die Kirche den Zölibat abschaffen müsse, handelt aber gleichzeitig ganz anders: „Lieber keine Messe als eine mit ausländischem Akzent oder gar in Latein.“

Alle die angesprochenen Elemente der Vergiftung haben zum Erkalten der „ersten Liebe“ geführt und damit zum Verlust jener „anziehenden Glut“ der jeweiligen Gemeinschaft, die sie fruchtbar machte.

Es ist höchste Zeit, ein Missverständnis abzuwehren: Es ist nicht die Absicht dieser Überlegungen zu behaupten, alles und jedes, was in diesen Jahren seit 1968 getan, reformiert, gedacht und geschrieben wurde, sei schlecht gewesen. Wahr ist vielmehr: So manches bedurfte der Korrektur und Reform. Einer primitiven, unvernünftigen Buchstabentreue gegenüber alten „Regeln“ nur weil sie alt sind, rede ich nicht das Wort. Natürlich geht es nicht um das Bewahren der Asche, sondern immer nur um das Hüten der Glut und darum, sie wieder zum Feuer werden zu lassen. Nur so kann es, mit der Gnade Gottes und mit Hilfe von gelebter Neuevangelisierung, zur wirklichen Erneuerung kommen“. Es gibt eine unverzichtbare Notwendigkeit für die Kirche, mit der Zeit „zu gehen“ und in der heutigen Zeit das Evangelium zu verkünden. Wenn hier von den „Wunden der Kirche“ gesprochen wird, so nur um die Therapie zu finden, die zur Heilung führen könnte.

Was kann, was soll man tun, um die Lage zu ändern? Mit einigen frommen Gedanken wird sich die Situation nicht ändern. Aber zu überlegen wäre, ob man nicht von den „Kindern dieser Welt“ lernen könnte: Wenn der Absatz eines – sagen wir – Auto-Herstellers stockt, werden die Manager zum Konkurrenten schauen: Was macht der Andere anders, wie schauen seine Autos aus, könnten wir nicht auch…?“ Und dann wird man den Betrieb vermutlich „umbauen“, nicht um die eigene „Marke“ aufzugeben, sondern sie mit einem neuen Marketing neu aufzustellen. So könnte es auch in der Kirche sein: Es gibt heute viele „Aufbrüche“ und es gibt auch Klöster die blühen, nur einige Kilometer entfernt von solchen, die in Gefahr sind zu sterben. Daher die Frage: Warum schaut man nicht auch in der Kirche auf den jeweils Anderen, der zudem nicht Konkurrent, sondern Bruder oder Schwester ist? Eine Geschichte kann das Gemeinte verdeutlichen:

Vor einigen Jahren wurde der damalige Abt des Stiftes Heiligenkreuz gefragt, warum das Stift Nachwuchs hat und lebt, während Andere in Gefahr sind auszusterben. Seine Antwort war denkbar knapp: „Weil wir unser Stundengebet beten, weil wir dem Papst gehorchen und weil wir unser Ordensgewand tragen.“ Als ich diese kleine Geschichte einem „P. Provinzial“ einer jüngeren Gemeinschaft, gefährdet im genannten Sinn, erzählte, wehrte dieser ab: „So einfach ist das nicht.“ Ich antwortete: „Vielleicht ist es so einfach, man könnte es doch wenigstens versuchen?“ Vertreter anderer Gemeinschaften könnten kommen und sich „anschauen, welche „Angebote“ in Heiligenkreuz gemacht werden, von Einkehrtagen bis zu Sportwochen – jugendgerecht, aber immer eindeutig als Gemeinschaft, die „Gottes-Programme“ anbietet, nicht Seminare für Kirchenkritik, nicht für Leute, die alles besser wissen wollen, nicht Wellness oder Abenteuer-Events fromm überzuckert.

Natürlich hatte mein Gesprächspartner, der zitierte Provinzial, auch recht: „so einfach ist es nicht.“ Nein, tatsächlich, es ist nicht so einfach, überhaupt nicht einfach, weil dieses skizzierte Programm nicht machbar ist ohne eine Kehrtwende der Betroffenen. Das weiß aus der Erfahrung mit sich selbst ohnehin jeder Mensch, der sich auf den Weg zu Gott gemacht hat. Natürlich, wenn man eine Neubelebung der Klöster und Gemeinschaften wirklich will, muss man umdenken. Das ist nicht sehr modern: Eigene Ideenwelten dem „Gehorsam des Glaubens“ unterzuordnen, zumal diese ohnehin sehr oft nur ein ideologisches Gemisch aus dem gerade modischen Zeitgeist sind und keine wirklich „eigenen“ Ideen. Wie immer man es dreht und wendet, „wohl erworbene Rechte“ wird man in Frage stellen und vielleicht auch aufgeben müssen, wenn sie mit dem „Willen Gottes“ nicht wirklich vereinbar sind. Denn junge, anspruchsvolle, sich nach Gott sehnende Menschen werden sich nicht einer Gemeinschaft anschließen wollen, die ihnen als „Haufen religiöser Individualisten“ gegenübertritt, in der jeder „seine eigene Meinung“ vertritt, „sein Leben selbst gestaltet“ und bei jeder Gelegenheit betont, der Papst sei ja „auch nur ein Mensch“. Was mit solchen Sprüchen zur Verteidigung der eigenen Unveränderlichkeit gemeint ist, zeigt das kleine ironische Lächeln, das solche Sprechblasen zu begleiten pflegt. Beginnen könnte man auch damit nachzudenken über den Gehorsam gegenüber der Kirche, gegenüber ihrer Lehre, gegenüber den liturgischen Vorgaben bis hin zur Überlegung, ob das Ordensgewand oder die priesterliche Kleidung nicht doch der Sache Gottes dient. „Vorkonziliare Enge“? Abgesehen von der Frage: Wo und wann hätte das Konzil diese „Dinge“ relativiert? Gilt nicht auch für die Kirche der Satz: Bevor man eine Mauer abreißt, sollte man nachdenken, warum man sie gebaut hat.

Mit diesen Gedanken lege ich kein fertiges Konzept vor. Sie möchten nur anstoßen nachzudenken. Vor kurzem erzählte mir eine Frau von einem österreichischen Kloster das mit solchen Reformen bescheiden angefangen hat – und jetzt wieder mehrere Novizen hat. Ich bleibe dabei: wenn man will, dass das eigene Kloster, die eigene Gemeinschaft, das diözesane Priesterseminar wieder aufblühen, müsste man in dieser Richtung denken und dann die entsprechenden Maßnahmen setzen.

Noch einmal: Ja, der genannte Provinzial hat recht, ein solches Programm ist keineswegs „einfach“. Nein, im Gegenteil, dieser Weg führt durch eine „enge Pforte“. Aber was im Evangelium ist schon „einfach“, „locker“, zeitgemäß“ und „politisch korrekt“? Ja tatsächlich, es wäre ein anspruchsvolles Vorhaben, wenn sich eine Klostergemeinschaft, die an der beschriebenen Krankheit, die zum Tod durch Aussterben führen könnte, leidet, aufmachen würde und die dazu notwendigen Schritte setzte. Der Einwand wird sicher kommen.

Führen die Vorschläge nicht „hinter das Konzil“ zurück? Was heißt in solchem Zusammenhang die Richtungs-Bezeichnung „zurück“? Abgesehen von der Hermeneutik der Kontinuität (Papst Benedikt XVI.) und auch abgesehen davon, dass es keine „Kirche des Konzils“ gibt, sondern nur eine einzige Kirche, die schon rund 2000 Jahren durch die Geschichte wandert, sich wandelnd und doch immer als dasselbe Volk Gottes von Heiligen und Sündern: „Wenn man am Rand eines Abgrunds steht, ist der Schritt zurück ein Fortschritt.“ (EB Johannes Dyba). War nicht auch die von Johannes dem Täufer und mit noch größerer Vollmacht von Jesus gepredigte „Umkehr“ ein Aufruf, endlich bestimmte „Schritte zurück“ zu machen?

Es ist schon so: Mancher Fortschritt beginnt mit einem „Rückschritt“, der in eine neue Zukunft „nach vorne“ führt. Auch das „Zurück zur „ersten Liebe“ ist kein negativ zu wertendes „Zurück“, sondern ein wunderbarer Fortschritt – in der Ehe, aber auch im religiösen Leben. Man könnte auch bedenken: Techniker machen sogar Fortschritte, indem sie uralte Strukturen und Verhaltensweisen von Tieren erforschen, die sich über Jahrtausende bewährt haben. Und: Ordnungen und Strukturen, die manche Gemeinschaften durch Jahrhunderte getragen haben, Heilige „hervorbrachten“ und sogar Zeiten wie die des Nazi- oder Stalin-Terrors überleben ließen, können doch nicht so schlecht sein, dass man sie pauschal als „veraltet“ diskriminieren dürfte statt sie zu bedenken und von ihnen zu lernen. Eine „Reform der Reform“ hat z.B. der Gemeinschaft der von Sr. Angelika, Gründerin des größten kath. Fernsehprogramms der Welt, nicht nur nicht geschadet, sondern die Gemeinschaft neu aufblühen lassen.

Wenn man sich zu der skizzierten Erneuerung entschlösse, könnte man übrigens auch Mitbrüder aus anderen Gemeinschaften einladen und bitten, als „Trainer“ behilflich zu sein und dazu vielleicht sogar eine gewisse Zeit lang in das kranke Kloster zu übersiedeln.

Einen Versuch wäre es doch wert, statt zuzuschauen, wie die Gemeinschaft, an die man als junger Mensch geglaubt und der man sich mit Opfern verbunden anvertraut hat, stirbt? Im Evangelium erzählt Jesus das passende Gleichnis (Lk 13,6 ff) “Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um. Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte: Herr, laß ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen. „Wir selbst sind „Feigenbaum“ und „Gärtner“ in einem, die dann folgende Erholung des Baumes ist ein Versprechen Gottes.

Also, das wäre es: Wir Ordensleute (und entsprechend auch die anderen Einrichtungen der Kirche für Priesterausbildung, natürlich auch die Frauen-Gemeinschaften) sollten unseren „Feigenbaum“ neu „aufgraben und düngen“.

Ich füge hinzu: In der Zeit meines Ordensleben war ich kein großes Vorbild, meine Mitbrüder wissen es. Und auch mir würde, zurück in der Gemeinschaft, ein solches Reformprogramm ziemlich schwer fallen – aber ich würde es, zusammen mit anderen Mitbrüder, versuchen statt zu warten, ob vielleicht ich jener „Letzte“ sein werde, „der das Licht abdreht“. Der Eintritt ins Noviziat ist mir sehr schwer gefallen, aber zu meiner Überraschung war ich in dieser Zeit der ersten Liebe besonders glücklich. Aber am Tag der Priesterweihe, an dem alle von mir große Freude erwarteten, hatte ich Angst angesichts dessen, was da buchstäblich „über mich“ gekommen war durch das, was der Bischof mit mir machte. Und ich wundere mich im Rückblick über so Manches, was ich in den ersten Priesterjahren nicht sah und natürlich hatte ich auch meine Krisen. Ich wundere mich, dass ich diese mehr oder weniger gut überstanden habe. Gerade weil ich mir bewusst bin, wie leicht es hätte anders „ausgehen“ können, verstehe ich jene Mitbrüder, die andere Wege gegangen sind, und urteile nicht über sie. Dass ich Priester geblieben und heute sogar Bischof bin, schreibe ich weder meinem Verstand zu noch meiner Kraft, sondern wirklich einzig und allein der Gnade Gottes. Man könnte auch sagen: Ohne diese bliebe es unerklärbar.

 

 

 



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